Cold Jay Turner: Debütsingle „Nighttime“ verspricht Gänsehaut-Momente
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Für mich als Musikproduzent ist der Gitarren-Lautsprecher einer der wichtigsten Bausteine der Signalkette, wenn es um das Aufnehmen von Gitarren geht. Diese These möchte ich dir im folgenden erläutern… Und dir ganz nebenbei alle Eigenschaften und Daten der Lautsprecher beibringen, die du kennen musst.
Grundsätzlich finde ich, dass man folgendes verallgemeinern kann: Je verzerrter der Gitarrensound wird, desto wichtiger ist der Lautsprecher in Anbetracht des Gesamt-Sounds. Bei Clean-Sounds ist der Klangunterschied nicht ganz so deutlich und außerdem lässt er sich im Nachhinein mit EQ’s besser manipulieren und anpassen. Bei verzerrten Signalen ist das schwieriger, wenn man ein natürliches und gut klingendes Endergebnis erzielen will. Deswegen möchte ich dir im folgenden Absatz Beispiele mit verzerrten Gitarrensounds zeigen, da uns die (einem Rauschen sehr ähnliche) Klangcharakteristik von High-Gain-Amps sehr viel mehr klangliche Unterschiede der Lautsprecher offenbart, als Clean-Sounds das könnten. Das heißt natürlich nicht, dass dieses Thema nur Metal Gitarrist*innen betrifft, sondern dass es einfach ein besonders gutes Beispiel ist.
Ein High-Gain-Amp macht an sich deutlich weniger Anteile des Gesamt-Klanges aus als ein Lautsprecher. Falls du dieser Behauptung mit Skepsis gegenüber stehst, möchte ich dir zwei Videos empfehlen. Ein Amp-Shootout Video , in dem Ola Englund 10 Amps durch dasselbe Cabinet spielt. Und anschließend solltest du dir dieses Video anschauen, in dem Ola einen Amp mit 10 verschiedenen Cabinets spielt. Hier sehen wir, dass der Amp weniger Einfluss auf den Sound hat, als der Lautsprecher.
Bevor wir also mit technischen Begrifflichkeiten um uns werfen, sollten wir erstmal verstehen, was so ein Lautsprecher überhaupt ist. Lass uns mit einer kleinen Zeitreise in den Physikunterricht starten. Was ein magnetisches Feld ist, weißt du bestimmt noch. Dass es positive und negative Polaritäten gibt, weißt du wahrscheinlich auch. Positiv und Positiv stößt sich ab, Negativ und Positiv ziehen sich an… Und so weiter.

Eine Spule besteht aus Drahtwindungen. Was wir alle früher im Physikunterricht gemacht haben ist, den Magneten durch diese Spule zu bewegen, erinnerst du dich? Das führt dazu, dass wir in der Spule einen Strom induzieren. So funktionieren Windkraftwerke übrigens auch. Sie drehen einen Magneten in einer Spule und erzeugen damit Strom. Gitarren-Pickups funktionieren nach demselben Prinzip. Pickups sind also Spulen. Die vibrierenden Stahlsaiten induzieren in ihnen ebenfalls Strom und erzeugen so Elektrizität. Du bist beim Gitarre-Spielen also quasi ein Kraftwerk.

Zurück zu den Lautsprechern. Das Schöne an Elektromagnetismus ist, dass es in beide Richtungen funktioniert: Wir können mit dem Magneten nicht nur Strom in der Spule erzeugen, sondern auch einfach Strom durch eine Spule schicken und sie damit bewegen, weil das durch den Strom erzeugte Magnetfeld mit dem Magneten Interagiert. Und genau das ist ein Lautsprecher! Unser Gitarren-Amp schickt den Strom zum Lautsprecher (Signal Input) in eine Spule (Voice Coil). Diese ist an eine Papiermembran (Cone) angebracht und interagiert mit dem Magneten (Permanent Magnet). Wenn wir also Strom durch diese Spule schicken, stößt sie sich entweder vom Magneten ab oder zieht sich an ihn heran. So bewegt sich die Membran also entweder nach innen oder nach außen. Eigentlich ist das alles ziemlich einfache Technik. Cool, oder? Jetzt weißt du, wie Lautsprecher funktionieren.
Impedanz klingt wie eine mysteriöse Krankheit. Das sieht gar nicht gut aus, Herr Schmidt. Sie haben eine fortgeschrittene Impedanz der Gelenkwalzen ihres linken Knies. Naja. Keine Sorge, man kann auch ohne funktionierende Beine Rock'n'Roll Musik machen. (Dave Grohl hat’s bewiesen)
Der Ausdruck Impedanz bezieht sich auf den elektrischen Widerstand, den die Spule des Gitarren-Lautsprechers hat. Die Anzahl der Wicklungen des Drahtes auf der Spule beeinflusst diesen Widerstand. Ganz einfach formuliert sagt das aus, wie leicht der Strom fließen kann. Ist der Widerstand (also die Impedanz) gering, kann der Strom ganz leicht fließen. Ist der Widerstand (also die Impedanz) hoch, kann der Strom nur sehr schwer fließen. Wir wollen hier allerdings nicht Physik studieren, sondern Mukke machen, deswegen konzentrieren wir uns auf die Praxis. Auf der Rückseite jedes Lautsprechers steht die Impedanz drauf. Das ganze wird angegeben in Ohm (Meistens dem Zeichen Ω oder „Ohms“). Zusätzlich dazu ist sie mit einer Zahl angegeben. Die gängigsten Impedanzen der Gitarrenwelt sind 4Ω, 8Ω und 16Ω.

Nicht nur Lautsprecher haben eine Impedanz, sondern auch die Verstärker. Diese sogenannte Ausgangs-Impedanz steht ebenfalls auf den Gitarrenverstärkern drauf. Ich habe einen Vintage-Amp, auf dem sie nicht drauf steht, aber das ist sehr selten. Bei modernen Amps kann man fast immer die Impedanz umschalten, um sie an die Lautsprecher anzupassen.

Nun zur eigentlich interessanten Frage: Worauf müssen wir achten? Am sichersten ist es, wenn du die Impedanz immer gleich wählst. Eine Ausgangs-Impedanz von 4Ω am Amp paarst du beispielsweise mit einem Gitarren-Lautsprecher, der ebenfalls eine Impedanz von 4Ω hat. Das garantiert dir, dass nichts schief gehen kann. Dein Lautsprecher hat den höchstmöglichen Wirkungsgrad und nichts kann durchbrennen. Vorausgesetzt die Leistungsangaben (Watt) passen zusammen, aber dazu gleich mehr – keine Angst, das ist ganz einfach und selbsterklärend.
Eine Sache darfst du auf keinen Fall machen! Eine Ausgangsimpedanz – am Amp – von 8Ω an einen Lautsprecher anschließen, der eine Impedanz von 4Ω hat. Das ist gefährlich! Damit riskierst du, deinen (Röhren-) Amp nachhaltig zu beschädigen!
Warum ist das so? Wir haben ja bereits gelernt, dass die Impedanz des Lautsprechers den Widerstand der Spule in dem Lautsprecher beschreibt. Stell dir das bildlich vor: Dein Amp gibt eine gewisse Menge an Leistung ab. Wenn das Verhältnis von der abgegebenen Leistung und der benötigten Leistung, um den Widerstand zu überwinden, stimmt, ist alles okay. Wenn du allerdings versuchst, mehr Leistung vom Amp in einen Lautsprecher „zu pumpen“, der aber gar nicht so viel Leistung braucht, entsteht bildlich gesprochen ein Druck in der Leitung. Dieser Druck reflektiert zurück in den Output Transformer deines Amps und sorgt für sehr große Probleme. Wie ein Wasserschlauch, in den du sehr schnell Wasser pumpst, das auf der anderen Seite allerdings nicht schnell genug raus fließen kann. Irgendwann platzt der Schlauch.
Als Lösung könntest du deinen Schlauch also hinten mehr öffnen, als du Wasser hinein pumpst. Dann kommt hinten einfach weniger raus als es könnte. Wenn dein Gitarren-Lautsprecher also mehr Strom „schluckt“ als gesendet wird, ist dein Amp einfach nur leiser als er sein könnte.
Du kannst einen Amp mit einer Output Impedanz von 4Ω an einen Lautsprecher mit 8Ω anschließen. Dann wird er einfach nur leiser im Gegensatz zu einer passenden Box mit 4Ω.
Wenn es sich vermeiden lässt, solltest du allerdings auch das lassen. Es ist nicht gefährlich, aber trotzdem nicht optimal. Wenn du einen Amp mit einer umschaltbaren Ausgangs-Impedanz hast, schalte diese immer passend zu den angeschlossenen Lautsprechern um.
Das nächste, was du wissen musst, ist, was Leistung ist. Diese wird in Watt angegeben. Wenn wir bei unserem Bild von eben bleiben, ist die Leistung die Geschwindigkeit, mit der das Wasser fließt. Das ist für uns tatsächlich super einfach zu verstehen. Dein Amp hat eine angegebene Leistung in Watt. Der Lautsprecher, den du anschließt, hat ebenfalls eine angegebene Maximalleistung in Watt. Der Gitarren-Lautsprecher muss immer gleich viel, oder im Idealfall mehr Watt abkönnen als der Amp abgeben kann. Hier sind ein ganz einfache Beispiele:
Du wirst bei einer Box mit zu geringer Watt-Angabe vermutlich eine Zeit davon kommen, wenn du deinen Amp nicht voll aufdrehst. Aber sobald du die Maximalleistung deines Lautsprechers überschreitest, wird er durchbrennen. Und wenn dein Lautsprecher durchbrennt, bekommt dein Amp nicht mehr den Widerstand (Impedanz), den er benötigt, um unbeschadet zu arbeiten. Kurz und umgangssprachlich formuliert bedeutet das für uns: Wenn deine Box bei voller Lautstärke den Geist aufgibt, kann auch dein Amp dabei drauf gehen und das wollen wir natürlich nicht. Also achte darauf, dass die Leistungsangabe deines Amps zu der Leistungsangabe deiner Lautsprecher passt. Auch diese Angabe steht sowohl bei Amps als auch bei Lautsprechern auf der Rückseite.

Auf zum nächsten Punkt auf der Liste der Dinge, die man als Gitarrist*in mit professionellem Anspruch wissen sollte. Der Frequenzgang (engl. frequency response), beschreibt die Lautstärke einzelner Frequenzen des Gitarren-Lautsprechers. Mit ein bisschen Erfahrung kann man so den Klang relativ genau einschätzen, wenn man auf diesen Graphen schaut. Falls du dich schon ein bisschen mit EQs und Frequenzen auskennst, dürfte dir das relativ leicht fallen, solch eine Kurve zu beurteilen. Falls du nicht weißt, wie ein EQ funktioniert, habe ich hier die Erklärung für dich.
Dieser Frequenzgang ist wie eine EQ Kurve, die auf dein gesamtes Gitarren-Signal angewendet wird. Genau genommen gilt das für alle Lautsprecher, nicht nur für E-Gitarren-Lautsprecher. Auch für dein Smartphone, deine Bluetooth Box oder deine Hifi-Anlage kann der spezifische Frequenzgang gemessen werden, der den Klang des Lautsprechers beschreibt. Auf der Y-Achse dieser Grafik finden wir die Lautstärke in dB und auf der X-Achse die Frequenz in Hz.

Man teilt so einen Frequenzgang gerne in 3 Bereiche auf, um ihn einfacher zu beschreiben. Das kennst du bestimmt von einer Hifi-Anlage: Bass, Mitten und Höhen. Diese Grenzen sind hier ein bisschen fließend, es gibt keine universell geltenden Regeln dafür. Für mich persönlich ist alles unter ca. 150Hz der Bassbereich (gelb), alles darüber bis etwa 6 kHz würde ich als Mitten (grün) beschreiben und wieder oberhalb dessen befinden sich die Höhen (blau). Das mag zu leichten Definitions-Diskussionen führen, aber im Grunde sind sich alle über diese Begrifflichkeiten einig.

Die rote Linie gibt die Lautstärke des Lautsprechers bei einer bestimmten Frequenz an. Wenn wir also zwei Graphen miteinander vergleichen, können wir herausfinden, welcher Lautsprecher in welchem Frequenzbereich (im Verhältnis) lauter ist als der andere. Wollen wir also einen besonders klaren Sound (beispielsweise für Funk-Songs), müssen wir einen Lautsprecher mit entsprechend lauten Höhen verwenden. Wollen wir einen besonders fett klingenden, bassigen Sound, für tief gestimmte Rock-Gitarren, brauchen wir mehr tieffrequente Anteile unterhalb von 300 Hz. Für einen weichen „John-Mayer-Artigen“ Sound bietet sich ein Lautsprecher mit geringen Höhen an. Bei Klang ist generell nichts „gut“ oder „schlecht“, es ist alles eine Frage des Klang-Konzeptes, das man verfolgt. Und je bewusster man sich den Eigenschaften des Lautsprechers ist, desto leichter gelangt man zu seinem Ziel.
Wir vergleichen mal zwei Speaker miteinander, um das Thema Frequenzgang dann auch zügig abzuschließen. Ich möchte dich nämlich nicht mit Theorie langweilen, sondern dir praktische Tipps geben. Außerdem würde ich niemals einen Gitarren-Lautsprecher nur anhand von Graphen auswählen. Sie helfen uns, den Klang besser einschätzen zu können und wenn wir auf der Suche nach einem bestimmten Klang sind, hilft es definitiv, bestimmte Kandidaten einzugrenzen und sie dann miteinander zu vergleichen. Ich würde aber IMMER mehrere Lautsprecher ausprobieren und dann erst einen aussuchen. Datenblätter sind Hilfsmittel, keine Entscheidungskriterien.
Am Ende des Tages gibt es sowieso so viele Einflüsse und Variablen, dass jeder Lautsprecher verschieden klingt. Das kannst du hervorragend einfach an einer 4x12 Box testen und das gleiche Mikrofon an die gleiche Position bei jedem Lautsprecher stellen. Du wirst feststellen, dass sogar Lautsprecher der gleichen Serie mit aufeinander folgenden Seriennummern deutliche klangliche Unterschiede haben – probieren geht über Studieren. Das ist aber trotzdem keine Ausrede dafür, Datenblätter zu ignorieren, weil sie ja eh alle anders klingen. Wenn du „Master of ze Elektrik-Gitarre“ werden willst, musst du sowohl Theorie als auch Praxis beherrschen können.

In diesem Graphen habe ich für dich die Frequenzgänge von einem Celestion G12 M Greenback (Blau) und einem Jensen Vintage AlNiCo P12 N (Magenta) übereinander gelegt. Konzentriere dich auf die markierten Stellen. Aus diesen Unterschieden schließe ich folgendes:
Nur weil uns das Datenblatt diese Informationen gibt, würde ich danach nie einen Gitarren-Lautsprecher aussuchen, sondern ihn in Kombination mit dem Rest der Signalkette ausprobieren. Erst dann können wir mit Gewissheit sagen, wie die Lautsprecher im Vergleich klingen. Allerdings hilft uns dieser Frequenzgang in folgendem Szenario: Du besitzt ein Cabinet mit einem Celestion Greenback und möchtest gerne einen Sound mit mehr Bass haben. Dann können wir anhand dieses Frequenzgang-Vergleichs eindeutig feststellen, dass der Jensen Lautsprecher dir diesen Wunsch erfüllen kann. Ob er für dich am Ende tatsächlich besser klingt, musst du ausprobieren – nur du kannst es entscheiden. Aber er wird auf jeden Fall mehr Bass haben als der Greenback.
Weißt du, was auch eine Menge Bass hat? Deine Band. Oder hast du keine Band? Wie, du hast keine Band?! Na keine Panik, dafür gibt’s doch die mukken Musikersuche. Damit kannst du ganz einfach Musiker*innen, Bands, DJs und Produzent*innen finden. Außerdem findest du in unserem Magazin viele weitere interessante Beiträge zu Instrumenten wie dem Saxophon oder dem Klavier und wir haben noch zahlreiche Tipps für dich, wenn du in Richtung Musikproduktion gehst oder was zum Thema Musikbusiness suchst!
Ursprünglich veröffentlicht am 11. September 2023 aktualisiert am 16. August 2024
Fokusthema: Gitarre lernen für Anfänger - Tipps & Tricks
Originally published on September 11, 2023, updated on August 16, 2024
Fokusthema: Gitarre lernen für Anfänger - Tipps & Tricks