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Eagles Of Death Metal Live – Rock´n´Roll zwischen Stärke und Trauma

Der Frontmann der Band Eagles Of Death Metal beim Auftritt
Inkarnation des Rock´n´Roll, Jesse “The Devil“ Hughes | Bild: Sebastian Madej

Am 13. Juli. war es so weit. Die legendären Eagles Of Death Metal traten mal wieder in der Markthalle in Hamburg auf. Das letzte Konzert in dieser Location lag vier Jahre zurück. Es war das Erste, das die Band nach den traumatischen und verheerenden Terroranschlägen am 13. November 2015 im Pariser Club Bataclan spielte. Damals war die Markthalle komplett ausverkauft. Sänger und Gitarrist Jesse “The Devil“ Hughes marschierte außen vor der Konzertstätte an der meterlangen Schlange vorbei. Er bedankte sich damals aufrichtig für das Erscheinen aller zahlenden Gäste. Dieses Mal war das Konzert überraschenderweise nicht ausverkauft, Tickets konnten noch an der Abendkasse erworben werden.

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Insbesondere im Live-Setting gelten Eagles Of Death Metal als eine der genialsten Bands der gesamten Rockszene. Der Grund: Frontmann Hughes, genau wie der Rest seiner Truppe, teilt mit einem feurigen Eifer seine Musik und die obligatorischen Cover-Versionen mit dem Publikum. Solch eine schiere Spielfreude ist in jedem Fall anzumerken und beschert eine greifbare Transferenz zwischen den Aufführenden und den Empfangenden. Können Hughes und Co. erneut abliefern, oder gehen sie dieses Mal sang- und klanglos unter?

The Standstills – solider Start des Abends

Ziemlich pünktlich kurz nach 20 Uhr kommt der kanadische Support-Act The Standstills auf die große Bühne. Ein eigentliches Zweiergespann bestehend aus dem Ehepaar Jonny Fox und Renée Couture. Für die europäische Tour zusammen mit Eagles Of Death Metal haben sie sich einen Live-Bassisten ins Boot geholt. Vorweg sei direkt ein Kritikpunkt ausgesprochen: Der Name der Band ist arg generisch. Zieht die Musik bei diesem Negativtrend mit?

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Zu Beginn des Sets macht sich eine leichte Skepsis breit, da alles zusammen recht poppig klingt. Der wirkliche Grundtenor stimmt sich spätestens ab dem zweiten Song souverän ein. Über etwas mehr als die nächste halbe Stunde wird Heavy Rock mit leichtem psychedelischem Anstrich gespielt. Die Band fungiert live als Trio. Dabei hat sie unüblicherweise alle Parteien parallel zueinander aufgestellt, was eine optische Repräsentation der Gleichwertigkeit der Bandmitglieder darstellt. Hinzu kommt der typisch gute Sound der Markthalle, der bei dieser seit 1976 bestehenden Location ein Wiedererkennungsmerkmal darstellt.

Aufsteigende Rock-Größen

Portrait der Band The Standstills
Jonny Fox und Renée Couture | Bild: Lane Dorsey

Couture spielt mit einer lockeren Leichtigkeit und einem konstanten Lächeln auf den Lippen das Schlagzeug und peitscht die Songs voran. Es ist immer wieder schön zu sehen, wenn Musikerinnen vom Standard im Rock´n´Roll (Bass und/oder Gesang) abweichen und eine sich klar abzeichnende Musikalität demonstrieren. An der Gitarre und Gesang ist Ehemann Fox, der sich ausschließlich dem Klargesang hingibt. Er scheint das einzige Mitglied zu sein, der im Live-Setting etwas verhalten wirkt. Dennoch gibt er sich große Mühe, die Menge zu motivieren. Der Live-Bassist fühlt die Musik bis in die kleinste Pore und spielt mit den Fingern, was immer löblich ist, während er selbstbewusst auf der Bühne herum tänzelt.

Gut durchdacht eingesetzte Breaks werden sporadisch genutzt, um das Momentum von The Standstills zu unterstützen, anstatt den Wind aus den Segeln zu nehmen. Die scheinbar letzten Klänge werden effektiv hinausgezögert, nur um in einem psychedelischen Crescendo zu münden. Dann ertönt der fulminante Abschlusstrack, der nochmals alle Qualitäten der Band bündelt – Desert Rock-eske Riffs, scheppernde Bassfrequenzen und filigrane, antreibende Dums harmonieren miteinander und schließen das Set fein aufeinander abgestimmt ab. Ein solider Start des Abends eines Support Acts, der in Zukunft mit Argusaugen weiter beobachtet werden darf.

Eagles Of Death Metal – Rock als Antrieb

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Der Band um Jesse “The Devil“ Hughes“ sind Tragödien nicht fremd. Allen voran die menschenverachtenden Terroranschläge in Paris von vor acht Jahren, bei denen die Eagles Of Death Metal durch den Backstage-Ausgang mit dem Leben davonkamen. Nun treten sie gefühlt stärker denn je live auf. Für die Live-Erfahrung ist die Band nahezu geschaffen. Wieder einmal beehren sie die Markthalle, eine der bekanntesten und respektabelsten Konzertstätten Hamburgs. Intelligent angebrachte Erhöhungen ermöglichen auch von weiter hinten ein exzellentes Sichtfeld auf die Bühne, die halb oval geformt ist und allein dadurch gewaltig was fürs Auge hermacht.

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Wie beim letzten Konzert 2019 mussten die Konzertgänger erneut mit Metalldetektoren filzen lassen, was nach den tragischen Ereignissen in Bataclan völlig nachzuvollziehen ist. Doch die Eagles Of Death Metal sind eine legendäre Band, die nicht kleinzukriegen ist und an den Steinen, die ihnen in den Weg geworfen werden, weiter heranwächst. Um 21:20 Uhr flitzt die Band zu Time Warp auf die Bühne. Hughes trägt einen scharlachroten Zaubererumhang und lässig eine Kippe im Mund. Zu viert bestreiten sie den Gig, eine neue Drummerin ist am Start. Hinzu kommt Josh Jevé an der weiteren Gitarre und die selbst ernannte Queen Of Rock´n´Roll, Jennie Vee, am Bass.

Hamburger Publikum – Das Beste der Tour?

Ab dem zweiten Song greift Jesse Hughes selbst zur Gitarre und stimmt einen Eagles Of Death Metal-Klassiker, I Only Want You, an. Diesem Hit werden live zusätzliche Schichten hinzugefügt und er wirkt wie ein scharfes Rasiermesser. Gelegentlich werden kleine Breaks hinzugefügt, die dem ohnehin schon groovigen Song eine weitere Dynamikebene verleiht. Drummerin Leah Bluestein macht hinter dem Kit eine mehr als gute Figur und dominiert mit einer spielerischen Leichtfüßigkeit plus technischer Finesse. Jessie Vee besticht durch ihren kompletten Kleidungsstil in Weiß, vervollständigt durch Western-Fransen und einer pinken Sonnenbrille, und spielt ihren Bass absolut lässig. Allerdings geht dieser häufig im Soundgewand unter.

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Die folgenden eineinhalb Stunden versprühen Rock´n´Roll pur. Hughes und Co. atmen und leben dieses Gefühl zu einhundert Prozent! Bis auf den unterschwelligen Bass sind die Eagles Of Death Metal mit einem crispy Sound gesegnet. Der Spielspaß steht allen Beteiligten ins Gesicht geschrieben. Während des energiegeladenen Sets bedankt sich Frontmann Hughes herzlich beim Publikum und lässt verlauten, dass das Hamburger Publikum das Beste der gesamten Tour sei. Dabei zeigt er sichtlich erheitert sein “Muschikatze“-Tattoo am Oberarm und gesteht, dass dies sein alleinherrschendes Lieblingswort der deutschen Sprache bildet. Bei Cherry Cola wird mit voller Leidenschaft der Refrain vom Publikum mitgesungen, Hughes ist sichtbar beeindruckt und erfreut über die Reaktionen der Leute.

Eagles Of Death Metal Live – Rock´n´Roll Bombast

Portrait von
Jesse “The Devil“ Hughes | Bild: Gaby Schuetze

Die Eagles of Death Metal sind ein gut aufeinander eingespieltes Team, was professionelle und versierte Musik erschafft und sich nicht völlig ernst nimmt. Alle Musiker*innen bringen sich dazu noch bei den Vocals ein. Hin und wieder nimmt Hughes seine Gitarre ab und agiert als reiner Frontmann, der es deutlich liebt, Rock´n´Roll zu schreiben und zu performen. Dabei kann er sich nicht zurückhalten und erzählt ab und zu charmante Anekdoten aus dem Tour-Leben. Dass die Essenz des Rock´n´Roll darin besteht, eine Ehrerbietung des Weiblichen zu kommunizieren und dem zufolge Oden an die Weiblichkeit zu komponieren.

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Die Show ist derart einnehmend, dass kaum Handys aus den Zuschauer*innen-Reihen gezückt werden. Die Menge ist schlichtweg gebannt von der mitreißenden Kraft des Rock´n´Roll. Weitere Sternstunden des kontemporären Rock´n´Roll wie I Want You So Hard (The Boy´s Bad News) werden vorgetragen, wobei die Meute wortlos dazu aufgefordert wird, unter dem treibenden Beat den Refrain mitzusingen. Nach etwas über einer Stunde wird die große Coverversion des Abends eingeleitet, dieses Mal Moonage Daydream von David Bowie. Pass auf Steel Beans, so wird eine heavy und sinnliche Rockballade interpretiert, geh gefälligst deine Sachen packen!

Eagles of Death Metal – würdiger Live-Besuch

Jesse Hughes und seine Gang sind die ungeschlagenen Meister der Cover-Songs. Es gelingt ihnen immer wieder, das Original zu würdigen und es dabei brillant umzumünzen und ihren eigenen Stempel darauf zu drücken. Da der Kopf der Band sichtbar für diese Art von Musik brennt und dieses deutlich mit der Menge kommuniziert, ist das Publikum jedes Mal aufs Neue an der Gurgel gepackt. Die Zugabe beginnt mit dem Hit Speaking In Tongues, was die Masse völlig zum Ausrasten bringt.

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Während des Songs eilt der Teufel durch die Massen hinweg in die Mitte des Zuschauerbereichs. Von dort aus liefert er sich mit seinem Gitarrenpartner ein imposantes Gitarrenduell. Nur um dann die Aufmerksamkeit auf Jennie Vee zu lenken, die ein schnelles Cover von Ace Of Spades auf die Bretter schmettert. Dieses Mal ist der Bass klar hörbar. Nachdem Hughes wieder seinen zentralen Platz eingenommen hat, gehen die Eagles of Death Metal  zurück in Speaking in Tongues über in einem fulminanten Finale. Aufblasbare Air Dancers in Piratenmontur werden in die Höhe gereckt. Die Musik explodiert förmlich aus den Boxen und die Band lässt alles nahtlos ineinander übergehen und verabschiedet sich von Hamburg. Großes Rock´n´Roll Kino und absolutes Pflichtprogramm für einen Live-Besuch!

Das mukken Magazin

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Ursprünglich veröffentlicht am 15. August 2023 aktualisiert am 15. August 2023

Fokusthema: Klub Katarakt – Festival für experimentelle Musik

Originally published on August 15, 2023, updated on August 15, 2023

Fokusthema: Klub Katarakt – Festival für experimentelle Musik

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