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Ed Sheeran: The Sum of It All

Ed Sheeran: The Sum of it all: Ed schaut nachdenklich während er in der Natur spaziert
Bild: Diseny+/Mark Surridge

Anfang 2022 erhält Cherry – die Ehefrau von Ed Sheeran – die Nachricht, dass sie Krebs habe. Und das ausgerechnet während ihrer Schwangerschaft. Kurz darauf stirbt Eds bester Freund, Jamal Edwards, der mitverantwortlich für seinen Erfolg war. Im Frühjahr 2023 muss Ed vor Gericht antreten – der Vorwurf: Er soll einen Hit von Marvin Gaye kopiert haben. Ein wahres „annus horribilis“ (lateinisch für „ein schreckliches Jahr“) – oh ja, so lässt sich das vergangene Jahr in Eds Leben gut beschreiben. Und genau um dieses schreckliche Jahr geht es in der Disney+-Doku „Ed Sheeran: The Sum Of It All“.

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Quickfacts

Name:
Edward Christopher „Ed“ Sheeran
Geburt:
17. Februar 1991, Halifax, Vereinigtes Königreich
Ehepartner:
Cherry Seaborn (seit 2019)
Kinder:
Jupiter Seaborn Sheeran, Lyra Antarctica Sheeran
Wohnort:
Framlingham

„- (Substract)“: Ein Album wahrer Emotionen

Dass „Ed Sheeran: The Sum Of It All“ fast zeitgleich mit Eds neuem Album „-(Substract)“ herauskam, ist sicherlich kein Zufall. Nach der Veröffentlichung von „Plus“ ("+"), „Multiply“ ("x"), „Divide“ ("÷") und „Equals“ ("="), hätte „-(Substract)“ den krönenden Abschluss der mathematischen Albumreihe bilden sollen. Es kam aber ganz anders: Nachdem Ed Sheeran für das finale Album über das letzte Jahrzehnt hinweg zahlreiche Lieder aufgenommen hatte, entschloss er sich abrupt, sie alle über Bord zu werfen. Stattdessen widmete er sein Album den kürzlich erlebten Ereignissen. Für den 32-jährigen Briten schien es dieses Mal nicht vordergründig zu sein, ein Album zu produzieren, das allen gefällt. Er wollte eher seine aktuelle Lebenssituation widerspiegeln. Und genau das gelang ihm auch.

Ein Kampf gegen die Zeit

„Anfang 2022 veränderte eine Reihe von Ereignissen mein Leben", offenbarte Ed Sheeran im Frühjahr auf Instagram. Eines davon war die Krebsdiagnose seiner Ehefrau Cherry, die völlig unerwartet kam und ausgerechnet während der zweiten Schwangerschaft auftrat. Erst nach der Geburt konnte die überlebensnotwendige Behandlung durchgeführt werden. Vor allem die Tatsache, dass Cherry nicht sofort operiert werden konnte, schien für die beiden besonders besorgniserregend gewesen zu sein.

Ed Sheeran und seine Frau Cherry
Bild: Disney+/Sofi Adams

In Gedenken an Jamal

Eds Trauer über den Drogentod seines engen Freundes macht sich an einigen Stellen der Doku bemerkbar. Bei einer Geburtstagsparty erträgt Ed die fröhliche Stimmung nicht mehr und macht sich aus dem Staub. Statt zu feiern, klappert er die Londoner Stationen ab, die ihn an die innige Freundschaft mit Jamal erinnern. Eine Szene zeigt Eds Bodyguard, als er den Briten in den Arm nimmt und tröstet. Er ist der nunmehr der einzig verbliebene Freund, der ihm auf Schritt und Tritt folgt. „Eyes Closed“, eines seiner Lieder, nimmt Ed sogar neu auf. Das Trennungslied erzählt, wie man den oder die Ex immer noch an den einst gemeinsamen Plätzen spürt – ein Gefühl, das im Bezug auf Verstorbene noch intensiver sei. Das dazugehörige Video dreht er im Fußballstadion mit Sitzreihen, die den Namen seines verstorbenen Freundes „Jamal" formen.

Mit Gitarre im Gerichtssaal

Es waren Ed Townsends Erben, die Ed Sheeran vor Gericht dafür verantwortlich machten, einen Song von Marvin Gaye kopiert zu haben. Konkret geht es um „Let`s Get It On“ aus dem Jahr 1973, den Ed Townsend, ein ehemaliger Musiker und Produzent, gemeinsam mit Marvin Gaye geschrieben hat. Sheeran wird vorgeworfen, dass er sich für seinen Song „Thinking Out Loud" an Marvin Gayes „Let`s Get It On“ bedient hätte. Es ist nicht das erste Mal, dass sich der britische Pop-Musiker vor Gericht verantworten muss. Um den Geschworenen im vollen Gerichtssaal das Gegenteil zu beweisen, griff der britische Popstar zur Gitarre. Er spielte die entscheidenden vier Akkorde, die zeigen sollten, dass die jeweiligen Akkorde für „Thinking Out Loud“ funktionieren, nicht aber für Gayes „Let`s Get It On“ – ein Privatkonzert in ungewohnter Umgebung.

„Thinking Out Loud“ sei 2014 während einer zweitägigen Songwriting-Session mit seiner Freundin und Mitarbeiterin Amy Wadge entstanden. Sheeran erzählt, dass er damals aus der Dusche gekommen sei, als er Wadge auf der Gitarre herumklimpern gehört habe. Er habe nur die vielversprechenden Akkorde wahrgenommen, die ihn schließlich dazu veranlassten, „Thinking Out Loud“ zu schreiben. Von Gayes Song habe er sicherlich nichts abgekupfert. Die Songs würden lediglich ähnlich klingen, weil sie derselben Tonart angehören, so die Begründung des Briten. Das Privatkonzert schien sich bezahlt zu machen, denn Ed Sheeran verließ den Konzert- äh Gerichtssaal als glücklicher Gewinner.

Ein Jahrzehnt Arbeit ersetzt durch ehrliche Emotionen

Die Musik war es, die ihm half, diese tragische Zeit in seinem Leben zu verarbeiten. „- (Substract)“ sollte einst das perfekte Album sein, für das er über ein Jahrzehnt hinweg Hunderte von Songs aufgenommen hatte. Als die schweren Ereignisse sein Leben, seine mentale Gesundheit und letztendlich seine Sicht auf Musik und Kunst veränderten, fand er sich in einem Strudel aus Angst, Depression und Furcht wieder. Das veranlasste ihn dazu, durch das Schreiben von Songs seine Gedanken zum Ausdruck zu bringen. In nur einer Woche habe er Jahrzehnte an Arbeit durch diese ehrlichen Emotionen ersetzt. „- (Substract)“ sei nun ein Tagebucheintrag, den er während dieser schrecklichen Zeit gemacht habe. 

Die Botschaft, die der Brite in „Ed Sheeran: The Sum of It All“ den Zuseher*innen mit auf den Weg geben will, ist, dass es trotz Erfolg zu schweren Schicksalsschlägen kommen kann. Bei einem seiner Auftritte, bei dem er die Songs seines neuen Albums singt, bricht er sogar in Tränen aus. Er scheint sich zu schämen, denn alle, die gekommen sind, soll er unterhalten und nicht runterziehen. Doch ich bin mir sicher, dass es ihm seine Fans nicht übel nehmen werden. Es wirkt, als müsse auch er lernen, mit Schicksalsschlägen umzugehen.

Ed Sheeran „The Sum of It All' wahrt das Heilige

Wer Ed Sheeran kennt, der weiß auch, dass der britische Popstar kaum bis gar nichts von seinem Privatleben preisgibt. Von seinen beiden Töchtern, Lyra und Jupiter gibt es keinerlei Bildmaterial. Gut so. Wer sich erhofft, in „Ed Sheeran: The Sum of It All“ einen intimieren Einblick in sein Leben zu bekommen, der wird gleichzeitig enttäuscht sowie begeistert sein. Enttäuscht deshalb, weil Ed sich auch in seiner eigenen Doku weitgehend bedeckt hält, was seine beiden Kinder anbelangt. Das mag vermutlich daran liegen, dass seine Töchter einfach noch zu jung sind, um abgelichtet zu werden. Begeistert, weil der Brite erstmalig Einblick in sein Zuhause gewährt. Und es gibt auch noch weitere Lichtblicke in „Ed Sheeran: The Sum of It All“: So sieht man Ed, der sich mit einer Lederhose für ein Oktoberfest in Frankfurt in Schale geworfen hat. Man sieht ihn als angehenden Familienvater, während er einen Song für seine noch ungeborene Tochter singt und man lernt auch Eds Eltern auf einer Silvester-Feier in seinem (eigentlich geheimen) Pub kennen.

Rezension

Ich verfolge Ed Sheeran schon lange, habe aber wenig bis kaum etwas über sein Privatleben gewusst. Als ich davon Wind bekommen habe, dass demnächst eine Doku über ihn herauskommt, habe ich mich wie ein kleines Kind gefreut, weil ich Künstler*innen immer liebend gerne näher kennenlerne. Eine Doku ist das ideale Medium, um mehr über eine Person zu erfahren. „Ed Sheeran: The Sum of It All“ hätte meiner Meinung nach nicht besser sein können. Mir war zwar schon von Anfang an bewusst, dass Ed im Vergleich zu anderen Künstler*innen sehr bescheiden und am Boden geblieben ist. Dass er in der Doku aber noch einmal für ein breites Publikum die Tür zu seinem Herz öffnet, muss man einem Künstler, der ohnehin ungern etwas von seinem Privatleben preisgibt, hoch anrechnen.

Ed Sheeran ganz privat in seiner Küche
Bild: Disney+/Sofi Adams

Es sind tragische Momente, die Ed in so einem kurzen Zeitraum miterleben musste und die ihn dazu veranlasst haben, sein Gefühlschaos in seinem neuen Album zu verarbeiten – auch wenn das anfangs nicht so geplant war. Man fühlt richtig mit ihm mit – und genau das macht ihn noch einmal sympathischer, als er ohnehin schon ist. Auch die Botschaft, die er Zuseher*innen in „Ed Sheeran: The Sum of It All“ vermitteln möchte, finde ich gut. Denn nur allzu oft gehen wir davon aus, dass das Leben weltbekannter Künstler*innen sorgenfrei ist. Sie stehen im Rampenlicht, haben Ruhm, Geld und Anerkennung. Doch die Doku zeigt, dass auch Superstars wie Ed Sheeran mit tiefgreifenden persönlichen Herausforderungen konfrontiert sind. Er ist nicht nur ein Ausnahmekünstler, sondern auch ein Mensch mit Ängsten, Sorgen und Emotionen, der durch Musik und Ehrlichkeit seine Erlebnisse verarbeitet. Eine geglückte Botschaft, die uns hoffentlich dazu anregt, anders zu denken und Dinge mehr wertzuschätzen.

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Welches Lied machte Ed Sheeran berühmt?

Den internationalen Durchbruch erlangte Ed Sheeran einerseits durch seinen Auftritt bei der Abschlussfeier der Olympischen Sommerspiele 2012, die in London stattfanden und andererseits mit seinem Song „I See Fire“, welcher der Titelsong zum Kinofilm „Der Hobbit: Smaugs Einöde“ 2013 war.

Ist Ed Sheeran Millionär?

Das Vermögen von Ed Sheeran beläuft sich (Stand Mai 2023) auf 197 Millionen Euro.

Wie viel kostet ein Privatkonzert von Ed Sheeran?

Berichten zufolge kostet ein Privatkonzert von Ed Sheeran 584.000 Euro.

Ursprünglich veröffentlicht am 29. November 2023 aktualisiert am 29. November 2023

Fokusthema: Bo Burnham: Inside – Eine dokumentarische Musikkomödie für unsere verwirrte Zeit

Originally published on November 29, 2023, updated on November 29, 2023

Fokusthema: Bo Burnham: Inside – Eine dokumentarische Musikkomödie für unsere verwirrte Zeit

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