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Grave Pleasures - Plagueboys

Grave Pleasures – Plagueboys Album Review und Artwork
Plagueboys Artwork von Tekla Vály

Ist es möglich, Freude mit dem Tod zu assoziieren? Wenn es nach der finnischen Post-Punk Gruppierung Grave Pleasures geht, dann ist diese Frage mit einem fulminanten "Ja" zu beantworten. Die Truppe rund um den britischen Sänger Mat McNerney feiert schon vor ihrer Gründung zu Grave Pleasures enormes Ansehen in der internationalen Rockszene, denn vorher waren sie als Beastmilk eine Band mit Kultstatus, spätestens seit dem Debüt "Climax".

Diese Formation wurde allerdings nach dem Ausstieg von Johan Snell, neben McNermey Gründungsmitglied, permanent auf Eis gelegt. 2015 gründeten McNermey und Bassist Valtteri Arino von Beastmilk die spirituelle Nachfolgeband "Grave Pleasures" mit zusätzlichen Mitgliedern. Noch im selben Jahr folgte des Debütalbum "Dreamcrash", 2017 "Motherblood" und im April 2023 erschien das dritte Album "Plagueboys" mit einer Wartezeit von sechs Jahren. Hat sich das lange Warten auf neue Musik der finnisch / britischen Band gelohnt oder besteht das einzige Vergnügen darin, den Aus-Knopf der Heimanlage zu betätigen?

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Grave Pleasures - Bittersüßer Weltschmerz

Zunächst einmal begeben wir uns auf einen kleinen Exkurs von der bisherigen Diskografie der Band, um einen groben Kontext ihres bisherigen Schaffens zu schaffen. Ihr Debüt "Dreamcrash" überzeugte sofort mit einem Mix aus verschiedenen Genres, dennoch blieb der Grundtonus stark im Post-Punk verankert. Um ganz genau zu sein kann das Genre, welches Grave Pleasures bedient, als Death-Rock bezeichnet werden. Fans von Beastmilk erkennen sofort die DNA der Vorgängerband wieder, welche ein wenig verfeinert wurde.

Das Nachfolgewerk "Motherblood" lässt das Experimentieren von unterschiedlichen Genres meistens aus, hin und wieder flackern einige kurze Heavy-Metal und Proto-Punk Passagen durch. "Motherblood" etablierte eine immer eigenere Identität im Post-Punk Genre. Lieder wie "Joy Through Death" und "Falling For An Atom Bomb" kreieren hymnische und tänzerische Kompositionen, die auf bittersüße Art und Weise einen tief sitzenden Weltschmerz bekunden. Der charismatische Gesang von McNermey setzt den ausgeklügelten Arrangements der Songs von Grave Pleasures die musikalische Krone auf. Der Brite hat neben Gesangspflichten innerhalb der finnischen Folk Rock Band Hexvessel für diverse Bands der verschiedensten Stilrichtungen Unterstützung geleistet, sei es als Session-Musiker oder zusätzlicher Texter.

Magisches drittes Album?

Häufig ist es in der Musikhistorie der Fall, dass gerade ein dritter vollständiger Langspieler die eigene Identität der Interpreten zu unterstreichen. Ist dies auch für Grave Pleasures der Fall? Nach sechs langen Jahren erschien das Album am 21.April unter dem Label Century Media heraus. Beim Durchhören des Albums erschließt sich ein grundlegender Gedanke ­– Die stilistischen Experimente sind zur Ruhe gelegt und ein in sich schlüssiger, durchgehender Klangteppich macht sich in den Hörmuscheln breit. Vergangen sind die Tage des wilden Mixes aus Post-Punk und Heavy Metal Anekdoten, stattdessen zieht es die Band zu Gothic Rock Gefilden.

Über zehn Songs hinweg wird eine apokalyptisch anmutende Atmosphäre heraufbeschworen, welche völlig ohne klassischem Geballer auskommt. Die wilden Sounds der 80er Jahre werden gekonnt mit einer leicht metallischen Kante verbunden und erfolgreich in das 21. Jahrhundert übertragen. Mit "Plagueboys" etablieren sich Grave Pleasures zu einer der besten Bands der heutigen Zeit, die dem melancholischen Post-Punk huldigen, und das Album stellt das bisher organischste Werk ihrer Karriere dar, das womöglich denselben Stellenwert einnehmen wird, wie einst "Climax".

Apocalypse Boys, Bild von Anton Coene
Apocalypse Boys | Bild von: Anton Coene

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Plagueboys – Apokalyptische Sehnsucht

Das Album beginnt mit dem fulminanten Disintegration Girl (1), der von einer verdorbenen Liebe erzählt, die dazu führt, dass die gesamte Existenz ausgelöscht wird. Schon von den ersten Tönen an dominiert der Gothic Rock Sound und lädt zum schaurig-schönen Sterbetanz ein, der sich wie ein roter, beziehungsweise pechschwarzer, Faden durch die Platte zieht. Danach folgt eines der vielen Highlights von "Plagueboys", die bereits im Vorfeld erschienene Single-Auskopplung Heart Like A Slaughterhouse (2), dessen grundlegende Stimmung und einprägsamer Refrain sich tief ins Unterbewusstsein brennt.

Eines sei schon vorweggenommen: Das gesamte Album ist eine Aneinanderreihung von Banger nach Banger, wie es nur wenige Studioalben vollbringen können. Direkt im Anschluss folgt When The Shootings Done (3), dessen Refrain mit geschickt eingefädelten Synthesizer-Einsätzen die 80er Jahre wieder zum Leben erweckt. Danach kommt die zweite vorab veröffentlichte Single High On Annihilation (4), die durch einen treibenden Beat und wunderschöne Gitarrenläufe zu überzeugen weiß. Als Mittelpunkt des Albums fungiert Lead Balloons (5), der einzige Song, der als reine Ballade durchgehen kann und mit seinen starken Echoeffekten zum Träumen einlädt.

Die zweite Hälfte des Albums wird mit Imminent Collapse (6) eingeleitet, einem weiteren kompositorischen Höhepunkt von "Plagueboys". Tribale Drums, die an Killing Joke zu ihren Hochzeiten erinnern, dominieren den Track und eine melancholische Stimmung wird durch die filigranen Gitarrenläufe erzeugt. Im Anschluss folgt die dritte und letzte Single-Auskopplung, die auf Society of Spectres (7) hört. Dies ist das erste Lied, was als Teaser für das Album herauskam und direkt auf den Punkt bringt, worin "Plagueboys" mit Bravour besticht. Eingängige Refrains, die zwischen hoffnungsvoll und hoffnungslos alternierende Stimme von McNermey, ein großartiger Basslauf und die antreibenden Drums.

Der Anfang wird mit nostalgischen Keyboard-Passagen eingeläutet, zu denen sich der Bass und nacheinander die restlichen Instrumente gesellen. Das finale Trio von Conspiracy Of Love (8), dem Titeltrack und Blood On The Camera Lens (10) rundet das dritte Album von Grave Pleasures hervorragend ab, insbesondere der letzte Song weckt Erinnerungen an den wohl besten Song von The Cure, namentlich "A Forest".

Fazit zum Album

Trotz Anlehnungen an vergangene Klassiker besitzt "Plagueboys" eine unbestreitbare eigene Identität und ehrt das Vorangegangene, anstatt es lieblos zu kopieren. Klare Hörempfehlung für alle, die düstere und hymnische Lieder lieben!

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Ursprünglich veröffentlicht am 10. Juli 2023 aktualisiert am 20. Juli 2023

Originally published on Juli 10, 2023, updated on Juli 20, 2023

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