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In einer Zeit, in der Genregrenzen verschwimmen und sich alles um den nächsten großen Hit dreht, kann es manchmal bedeutsam sein, sich an die Vergangenheit zurückzuerinnern. Mit Werten vergangener Tage mutig in die Zukunft zu blicken. Wenn sich das Wieder aufleben alter Töne mit der ständigen Suche nach dem Neuen überschneidet, dann kann daraus nicht bloß eine inspirationslose Wiederholung der Vergangenheit entstehen. Stattdessen entsteht durch eine unverblümte Hommage an die titanischen Rockbands der 1970er-Jahre eine musikalische Ästhetik, welche heute ihres Gleichen sucht. Greta Van Fleet tragen dieses Feuer der Vergangenheit in die Gegenwart. Das macht sie zu einer der umstrittensten, aber auch weit unterschätztesten Bands von heute.
Greta Van Fleet ist eine amerikanische Rockband, die 2012 in Frankenmuth, Michigan, gegründet wurde. Inspiriert vom klassischen Rock der 1960er- und 1970er-Jahre, brachten sie 2017 ihre Debüt-EP "Black Smoke Rising" heraus, welche ihnen sofortigen Ruhm einbrachte. Besonders der Song "Highway Tune" wurde ein Hit und katapultierte sie in die internationalen globalen Charts. Ihr Debütalbum "Anthem of the Peaceful Army" folgte im Jahr 2018 und erntete sowohl Anerkennung als auch Kritik für ihre offensichtlichen Parallelen zu Led Zeppelin. Trotzdem etablierte sich die Band schnell als eine der aufregendsten neuen Rock-Acts überhaupt.
Es wäre ein Fehler, Greta Van Fleet bloß als blanke Wiederholung der Erzählungen von damals anzusehen. Ja, ihr Sound ist stark von den großen Klassikern des Rock, allem voran Led Zeppelin, beeinflusst. Jedoch haben sie diesen Sound nicht nur einfach kopiert, sondern auf ihre Weise neu interpretiert. Mit einer wilden Mischung aus Blues-basierten Hardrock, theatralischem Gesang und der beinahe verlorenen Kunst des Gitarrensolos haben sie nicht nur ein Publikum begeistert. Sie haben außerdem auch diese gewisse Kontroverse ausgelöst.
Denn für manche sind sie bloße Nachahmer, eine Wiederholung einer vergangenen Ära. Aber es ist eben dieser rohe und nostalgische Sound, der sie für andere zu einer erfrischenden Abwechslung in einer immer stärker von elektronischen Klängen und Beat-geprägten Musiklandschaft macht. Sie haben sich bewusst dazu entschieden, die Pfade der Rockgiganten zu gehen und dieses Erbe glorifizierend und respektvoll zu tragen. Ihre Musik ist eine Ode an eine Ära der mächtigen Gitarren und kräftigen Drums. Eine Zeit, die für viele längst ausgestorben galt, aber noch immer unsterblich zu sein scheint.
Ihre Bedeutung liegt nicht nur in ihrer Musik. Sondern auch in dem, was sie repräsentieren: die Sehnsucht nach einer Musik, die direkt und kraftvoll, roh und ehrlich ist. Sie erinnern uns an eine Zeit, als Musik nicht nur eine Form der Unterhaltung, sondern eine Art der Rebellion war. Und obwohl sie den Geist der Vergangenheit in sich tragen, ist ihr Blick fest in die Zukunft gerichtet. Greta Van Fleet haben eine Brücke geschlagen zwischen den scheinbar unsterblichen Sounds der 1970er-Jahre und der musikalischen Ästhetik des 21. Jahrhunderts. Damit hat die Band eine Nische in der Musikwelt gefunden, welche im Augenblick nur sie füllen können.

In einer Musiklandschaft, welche immer weiter fragmentiert und sich in unterschiedliche Nischen ausdifferenziert, nimmt Greta Van Fleet eben diese eine essenzielle Rolle ein. Sie schaffen eine Verbindung zwischen dem klassischen Rock der Vergangenheit und dem zeitgenössischen Musikverständnis der Gegenwart. Diese Brücke ist nicht nur wichtig, weil sie das kulturelle Bewusstsein für die Wurzeln und Ursprünge des Rock erhält. Sondern auch, weil sie die universellen Themen und Emotionen, die in dieser Musik stecken, einer neuen Generation zugänglich macht. Durch ihr Spiel mit altbekannten musikalischen Mustern und deren Neugestaltung leistet die Band einen entscheidenden Beitrag zur kontinuierlichen und vor allem natürlichen Evolution des Rock.
Greta Van Fleet halten das Genre lebendig und relevant, indem sie es mit frischer Energie und einer progressiven Perspektive aufladen. Auch wenn viele es anbiedernd empfinden. Dadurch bieten sie eine Möglichkeit für junge Zuhörer*innen, den Reichtum und die Tiefe dieses Genres zu entdecken. Gleichzeitig schaffen sie für vergangene Generationen eine Wiederbelebung der Klänge, die sie so sehr liebten. Das Alte und das Neue müssen sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern kann in Harmonie koexistieren.
Die Tatsache, dass Greta Van Fleet trotz ihrer polarisierenden Natur ein breites Publikum gefunden hat, sagt vieles über das Bedürfnis der Hörer*innen von heute aus. Sie suchen nach etwas Realistischem, Echtem, Ungefiltertem. Sie zeigen, dass es immer noch Raum für echten Rock'n'Roll gibt. Für Bands, die bereit sind, die Vergangenheit zu ehren, während sie mutig die Zukunft musikalisch gestalten. Greta Van Fleet ist mehr als nur irgendeine weitere Band. Sie sind eine Bewegung, ein Zeichen dafür, dass trotz aller Veränderungen und Neuerungen in der Musik von heute die Seele des Rock'n'Roll immer noch lebt. Sie repräsentieren Rebellion und Leidenschaft, was grundsätzlich der Kern des Genres ist. In diesem Sinne sind sie nicht nur eine Rockband, sondern ein Phänomen. Ein kraftvolles Zeichen dafür, dass Rockmusik trotz aller Proklamationen vom Gegenteil weiterhin lebendig und leidenschaftlich ist.
Ursprünglich veröffentlicht am 9. Oktober 2023 aktualisiert am 11. Oktober 2023
Fokusthema: Der Schmyt - Underdog, Newcomer und Ausnahmetalent
Originally published on Oktober 9, 2023, updated on Oktober 11, 2023
Fokusthema: Der Schmyt - Underdog, Newcomer und Ausnahmetalent