Cold Jay Turner: Debütsingle „Nighttime“ verspricht Gänsehaut-Momente
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Die menschliche Stimme ist, genauso wie Gitarren, Violinen, Percussion etc. ein nicht zu verachtendes Instrument, welches gekonnt eingesetzt werden kann. Allein schon ein anständiger Sprechrhythmus verfügt über eine gewisse Melodie, welche je nach Art der Ausführung darüber entscheiden kann, ob man dem Gegenüber sympathisch erscheint oder ob das genaue Gegenteil eintritt. Neben den herkömmlichen Gesangstechniken, die auf einer klaren Aussprache aufbauen, gibt es diverse Stile, die sich eher im Hardcore Punk und Heavy Metal Bereich vorfinden lassen, namentlich Growling und Shouting.
Vielen Musikliebhabenden wird diese Form des Gesangs sauer aufstoßen, da es für ungeübte Ohren lediglich wie ein aggressives Schreien, beziehungsweise ein dämonisches Knurren klingt. Doch wie so oft im Leben sollte man nicht zu vorschnell ein Urteil fällen und dafür ist dieser Beitrag angefertigt worden, um symbolisches Licht ins intellektuelle Dunkel zu bringen. Hier werden Techniken aufgezeigt, die dafür behilflich sind, den menschlichen Gesang, und damit auch die Stimme, ins Extreme zu verformen und dies für längere Zeit aufrechtzuerhalten, ohne sich dabei die Stimmbänder ernsthaft zu verletzen.
Das Spektrum des Growling ist genauso facettenreich wie andere, ausgeklügelte Gesangsformen. Wer meint, dass es kein Engagement oder Können für diese extreme Art des Singens verlangt, der irrt gewaltig. Ebenso wie bei herkömmlichen Gesangsstilen verlangt es auch beim Growling um minutiöse Vorbereitung und einer richtigen Technik. Sprich, es sollte das Lungenvolumen gehörig vor Beginn der vokalen Raserei aufgewärmt werden.
Typische Gesangsübungen, wie beispielsweise das mantrische „Do Re Mi, Fa Sol“ ist empfehlenswert, um die Stimmbänder im Vorfeld angebracht zu ölen. Obendrein sollte nicht vergessen werden, dass selbst nach Vollendung der Aufwärmübungen nicht einfach wild drauf los gebrüllt werden sollte, ansonsten läuft man Gefahr, sich permanent die Stimme zu zerstören.
Ein wichtiger Aspekt in der gelungenen technischen Herangehensweise besteht darin, die Zunge hinter den Schneidezähnen am Gaumen zu positionieren und vor jedem ausgestoßenen Knurren tief durchzuatmen. Das dämonische Gebrüll darf nicht lediglich aus dem Kehlkopf entweichen, sondern sollte im Idealfall tief aus dem Zwerchfell herausgepresst werden und ausgeatmet werden. Sogenannte Inhales (Einatmer) sind zwar auch hin und wieder vertreten, doch diese werden nur mithilfe eines Mikrofons amplifiziert und vertuschen den Mangel an ausdrucksstarker Technik. Exhales gehören dadurch zur Champions League, während Inhales lediglich in der Kreisklasse Fuß fassen.
Ein gehöriger Nachteil in der Kunst des Growlings ist es, dass es verdammt schwierig ist, klar akzentuierte Worte herauszubringen, die direkt ohne Blick ins Textheft verstanden werden können. Nur einigen wenigen gelingt es, diesen extremen Gesang verständlich zu gestalten, das beste Beispiel wäre hier Mikael Akerfeldt, Sänger der progressiven schwedischen Band Opeth.
Da hat man es beim Shouting schon wesentlich leichter. Während Growling mehr im Metal vertreten ist, so findet Shouting neben dem Üblichen-Verdächtigen-Genre Hardcore Punk und weit darüber hinaus mehr Verwendung. Wutentbranntes Geschrei ist eindeutig massenkompatibler als das Geröchel einer elendig verendenden Kreatur.
Was die Technik anbelangt, so unterscheiden sich diese stilistisch völlig unterschiedlichen Gesangsarten so gut wie gar nicht. Während beim Growling die tiefsten Frequenzen der menschlichen Stimme angezapft werden, so befindet sich Shouting eher in der Mid Range oder gar hohen Stimmspektrum an. Die Vorgehensweise zur Präparation ist im Grunde dieselbe, jedoch wird hier mehr Gebrauch der Kopfstimme gemacht. Im direkten Gegensatz zu den Growls ist hier der Kopf anstelle des Zwerchfells der ausschlaggebende Resonanzraum und erzeugt die höheren Töne.
Wie bei allen anderen Formen des Gesangs, oder generell bei sämtlichen Aktivitäten im Leben, erfordert das Meistern dieser Gesangsstile ein hohes Maß an Disziplin und regelmäßiges Üben. Regelmäßigkeit und Hingabe führen mit einer hohen Gewissheit zu dem gewünschten Erfolg, ohne dabei die Fähigkeit zu singen komplett einzubüßen. Es ist schier unglaublich, was für ein breit gefächertes Spektrum die menschliche Stimme bedienen und zu welch nicht vorher auszumalenden Effekten diese verwendet werden kann.
Durch hingebungsvolle und hartnäckige Übung wird ein gewisses Pensum erreicht, welches für einen enormen Anstieg der Ausdauer sorgt. Wenn es vorab lediglich möglich war, für einen kurzen Zeitraum die Grenzen des stimmlichen Volumens auf extreme Art und Weise und erweitern, so sorgt das Üben für eine signifikante Erhöhung der Qualität und zeitlich messbaren Quantität. Nicht alles ist wahre Kunst, nur weil es objektiv gesehen schön wirkt – wahrhaftige Kunst penetriert die Seele und lässt uns unsere voreingenommenen Konzepte über Gutes und Schlechtes profund hinterfragen. Sie verleiht dem menschlichen Sein Ausdruck und offenbart sämtliche Aspekte der Bedingung des Menschseins.
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Ursprünglich veröffentlicht am 13. Februar 2024 aktualisiert am 13. Februar 2024
Originally published on Februar 13, 2024, updated on Februar 13, 2024