Cold Jay Turner: Debütsingle „Nighttime“ verspricht Gänsehaut-Momente
Neuer Beitrag
Wenn sich Alice Cooper, Johnny Depp, Joe Perry und Tommy Henriksen fürs gemeinsame Musizieren zusammenraufen, dann ergibt sich eine Band voller Weltstars. Die Hollywood Vampires, Hollywood-Feeling pur! Hier tummeln sich Mitglieder des Alice Cooper Camps (Cooper und Henriksen) und Aerosmith (Perry). Dazu kommt von Glanz und Glitzer umhüllt Hollywood selbst mit Schauspiellegende Johnny Depp an der Gitarre und gelegentlichem Gesang. 2015 erschien noch im Gründungsjahr das selbstbetitelte Debüt, welches aus Coversongs bestand. 2019 folgte das Album `Rise`, das mehr auf Eigenkompositionen setzte.
Die Band beehrte die Hansestadt Hamburg im Rahmen der allsommerlichen Stadtpark Open Air-Serie am 27.06.2023. Sie konnte amtliche 4000 Fans in den Hanseatischen Park ziehen. Mit an Bord waren noch Alice Coopers Drummer Glen Sobel, Ozzy Osbournes Bassist Chris Wyse, sowie Aerosmith-Keyboarder Buck Johnson. Konnte die nach Alice Cooper selbst ernannte „“teuerste Coverband der Welt“ den Hamburger Stadtpark mit Hollywood-Magie erfüllen oder waren sie nichts mehr als heiße Luft?
Wie auf den Karten verkündet, beginnt das Konzert überaus pünktlich mit einer jungen walisischen Band namens Those Damn Crows. Diese Band hätte dem Abend getrost erspart werden können. Stilistisch haben sie gar nichts mit den großen Headlinern gemeinsam. Der Name suggeriert eine dreckige, rotzige Rockband – doch die Realität ist mehr als fadenscheinig. Die fünfköpfige Truppe liefert stattdessen Charts-Kuschelrock der generischsten Sorte. Laut Aussage des Sängers befindet sich die Band daheim auf Platz drei der UK-Charts – und diese Chart-Tauglichkeit ist mit sofortiger Wirkung herauszuhören.
Gelegentliche verzerrte Passagen werden direkt mit radiomäßigem Gesang weichgespült. Nichts passt zusammen. Das Publikum verweilt recht bewegungslos und scheint innerlich darauf zu hoffen, baldig von dieser musikalischen Tortur erlöst zu werden. Der Sound ist viel zu leise gedreht und lässt so gut wie alles im Keim ersticken. Was bei dieser Band nicht tragisch ist, da keine Hook und kein Riff im Gedächtnis bleiben. Nach ihrem 25-minütigen Auftritt wurde jegliche Erinnerung von ihnen getilgt. Beim Letzten Song “Who Said Rock´n´Roll Is Dead?” bleibt im Anschluss nur zu sagen, dass Rock´n´Roll eindeutig tot, verfault und längst begraben zu sein scheint. Those Damn Crows – eher Kaliber Schlager als authentischer Rock, whatever happened to my Rock´n´Roll?
Das ausverkaufte Stadtpark-Gelände beherbergt rund 4.000 Leute. Wobei es ehrlich gesagt so wirkt, als ob manche einfach nur sensationsgeil sind und mit Rockmusik kaum bis gar nichts am Hut haben. Hauptsache einen waschechten Hollywood-Star mal ganz aus der Nähe beobachten. Kurz nach 20 Uhr sind die Altrocker rund um Alice Cooper – oder Vincent Damien Furnier mit bürgerlichem Namen – bereit für eine eineinhalbstündige Show. Eine Show, um die gefallenen Rockstars und persönliche Freunde zu feiern.
Der Name der Band rührt bis in die 1970er zurück. Er bezieht sich auf eine Trinkergruppe, die Alice Cooper den Namen Hollywood Vampires verlieh und als deren Ehrenpräsident fungierte. Die Gruppe von trinkfesten Rockern bestand unter anderem aus Keith `The Loon` Moon, dem legendären wahnsinnigen Drummer von The Who, Harry Nilsson und sogar John Lennon. Was alle diese Mitglieder verbindet, ist, das sie nicht mehr unter den Lebenden weilen und mit den zahlreichen Coversongs der seit acht Jahren existente Allstar-Band ein Testament und Tribut gesetzt und gezollt bekommen.
Bevor die Band auf die Bühne kommt, wird eine makabere Stimmung per großer Leinwand erzeugt. Auf dieser erscheinen computergenerierte Särge mit den Initialen der Bandmitglieder und eine gehörige Prise Rauch steigt auf. Alle Kernmitglieder tragen Westen mit dem Bandlogo als Rückenaufnäher. Allgemein tritt die Band als vollwertige Einheit auf. Selbst Weltstar Johnny Depp drängt sich nicht in den Vordergrund und verschmilzt harmonisch mit dem Rest der Hollywood Vampires als großes Gesamtgebilde. Alice Cooper bleibt mit seinen 75 Jahren ein kommandierender und charismatischer Frontmann, der sichtlich Spaß hat und in seiner Rolle als Entertainer völlig aufgeht.
Während des ganzen Sets läuft permanent visuelles Material auf der Leinwand, um die Themen und Texte der Lieder zu verdeutlichen. Begonnen wird mit eigenem Material wie `I Want My Now ` oder `Raise The Dead`, welche als klassischer Hard Rock mit Blues-Einschlag klassifiziert werden können. Zu Beginn gab es wie bei der Vorband noch gravierende Soundprobleme. Glücklicherweise wurden diese im Laufe von Hollywood Vampire`s Set behoben, denn der Gesang war viel zu leise und die Drums waren ebenfalls zu weit unten im Mix.
Nachdem die ersten beiden eigenen Kompositionen gespielt wurden, kommt auch schon gleich das erste Cover des Abends: “I´m Eighteen” von Alice Cooper persönlich. Danach folgt eine erfolgreich frisierte Nummer der Doors, “Break On Through To The Other Side”, dem die Hollywood Vampires ihren eigenen Stempel aufdrücken. Ein großartiges Cover von The Who´s “Baba O`Reily” folgt kurz darauf und endet mit einem furiosen Drum-Solo zu Ehren Keith Moons.
Einer der obligatorischen Live-Cover-Songs ist “People Who Died”, original von der Jim Carroll Band komponiert, darf bei den Hollywood Vampires nicht fehlen. Dabei nimmt Johnny Depp den Hauptgesang und die Zentrumsposition ein. Diese Version ist deutlich punkiger angehaucht und zahlreiche Bilder von verstorbenen Ikonen des Rock´n´Roll werden im Pop-Art-Stil auf die Leinwand projiziert. Bittersüß und lebensbejahend zugleich! “The Jack” von der Bon Scott Ära von AC/DC, einer der coolsten und bluesigsten Songs der Band, folgt darauf und macht enorm Laune. Als nächstes kommt eine rührende Version von “Heroes” von David Bowie, wobei Depp erneut die zentrale Funktion des Sängers einnimmt.
Nach diesem Song nimmt sich Depp kurz die Zeit, um den diesjährigen Verlust von Jeff Beck zu betrauern. Dessen Gitarre wird stolz präsentiert, damit Joe Perry sie in einem emotionalen Beck-Medley bespielen kann und so einer der jüngst von dieser Welt geschiedenen Legenden huldigt. An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass die Gesangseinlagen und das ständige Gequalme am Glimmstängel das einzig Authentische an Depp´s Performance zu sein scheint. Depp´s Gitarrenspiel wirkt tatsächlich nur gemimt. Da Joe Perry ein Teil der Band ist, muss auch ein Aerosmith Cover dargeboten werden. Die Wahl fällt auf “Walk This Way”, der mit einem amüsanten “Frankenstein Junior”-Einspieler vom Bildschirm eingeleitet wird.
Mit dem Laden des Players, akzeptierst du Spotify's Datenschutzerklärung.
Am Ende des regulären Sets ging einer der Verstärker – höchstwahrscheinlich explizit hierfür präpariert – in Flammen auf. Darraufhin folgt “School´s Out” als erste Zugabe. Dieser Song geht zwischenzeitlich in Pink Floyd`s “Another Brick In The Wall” über, nur um kurz darauf wieder in Alice Cooper´s Klassiker zurückzurudern. Mit einer gesunden Prise Humor wird die gesamte Band noch einmal vorgestellt. Nach eineinhalb Stunden findet die Show ihr Ende.
Nach dem Debakel der völlig vergessens-werten Vorband Those Damn Crows schaffen es die Hollywood Vampires nach anfänglichen Soundproblemen recht schnell die Kurve zu kriegen. Sie haben eine Rock´n´Roll-Ehrerbietung par excellence auf die Bretter gelegt. Eigene Songs wie “My Dead Drunk Friends”, in denen alle Bandmitglieder individuell zur Geltung kommen und ein Karaoke-Bildschirm zum Mitsingen eingeblendet wird, können genauso überzeugen wie die vom Herzen kommenden Covers.
Mit dem Laden des Players, akzeptierst du Spotify's Datenschutzerklärung.
Johnny Depp wirkt eher etwas verschüchtert und es gibt Zweifel an seinem Gitarrenspiel. Dennoch macht er mit seiner natürlichen Ausstrahlung gemeinsam mit Joe Perry, Tommy Henriksen und dem nicht zu imitierenden Alice Cooper eine gute Figur. Cooper beweist seinen Hang zur Musikalität, denn stellenweise spielt er zusätzlich Gitarre oder lässt die Rasseln kreiseln. Teuer ist der Spaß allemal. 120 Euro für die Front Of Stage-Tickets sind ein starkes Stück. Doch um solch eine Formation von legendären Stars auf einer Bühne versammelt zu sehen, die dazu noch abliefern, ist diese Preisklasse zwar auf dem Niveau Hollywoods, jedoch absolut gerechtfertigt.
Du hast den Live-Artikel zu den Hollywood Vampires gelesen und möchtest noch mehr über außergewöhnliche Bands erfahren? Dann scheue dich nicht und tauche ein in die Welt des Magazins von mukken.com. Unserem leidenschaftlichen Team geht es darum, die Welt der Musik so menschlich wie möglich zu beleuchten und die eigenen Meinungen zu vertreten. Tobe dich weiter aus in unserer Feature -Rubrik, in welcher wir über Bands reden, Live-Auftritte und Alben sowie Singles bewerten. Oder auch kritische Auseinandersetzungen mit Büchern und Filmen , die etwas mit Musik zu tun haben, für die Allgemeinheit preisgeben.
Ursprünglich veröffentlicht am 13. September 2023 aktualisiert am 13. September 2023
Fokusthema: Klub Katarakt – Festival für experimentelle Musik
Originally published on September 13, 2023, updated on September 13, 2023
Fokusthema: Klub Katarakt – Festival für experimentelle Musik