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Janis Joplin – eine musikalische Revolutionärin, die den Blues im Blut zu haben schien. Bekannt für ihre unverkennbare Reibeisen-Stimme und charismatische Bühnenpräsenz begeisterte die geborene Texanerin mit Wallemähne Tausende Fans. In der Janis Joplin Doku „Janis: Little Girl Blue“ zeichnet Regisseurin Amy J. Berg das kurze tumultartige Leben der Künstlerin wahrheitsgetreu nach.
| Name: Janis Lyn Joplin |
| Geburt: 19. Januar 1943, Port Arthur, Texas |
| Tod: 4. Oktober 1970, Los Angeles |
Was Amy J. Berg bei der Regieführung sicherlich zugutekam, ist, dass sie selbst großer Joplin-Fan war. Nachdem sie Janis` Geschwister von der Idee einer Dokumentation über Janis selbst überzeugen konnte, gewährten sie der Regisseurin Zutritt zum privaten Familienarchiv. Private Fotos, Notizen, Briefe an Familienmitglieder und Freunde etc. Sieben Jahre lang arbeitete Berg an der Musik-Doku „Janis: Little Girl Blue“, die es 2016 auf die Leinwände der großen Kinos schaffte.
Beginnen wir von ganz vorne. Janis Joplin war ein Südstaatenkind, das 1943 in der texanischen Stadt Port Arthur das Licht der Welt erblickte. Schon in jungen Jahren trat Janis dem Chor bei. Allerdings warf man sie kurz darauf wieder raus, denn das Mädchen schien einfach keine Anweisungen befolgen zu wollen. Schon damals zeichneten sich ihre rebellischen Züge ab. Als sich Janis den Pubertätsjahren näherte, wollte auch sie schön, kurvig aber gleichzeitig auch dünn sein – so wie es die Frauen waren, die in den Zeitschriften abgebildet waren. Doch Janis schien Gewicht an den Hüften zuzunehmen und Pickel im Gesicht zu bekommen, was für ein pubertierendes Mädchen ihres Alters ganz normal war.
Auch Janis` Bruder Michael plaudert in der Janis Joplin Doku aus dem Nähkästchen. Er erzählt, dass seine Schwester schon von klein auf darauf bestand, anders als die anderen zu sein. Sie sei nicht nur ein Aufmerksamkeitsmagnet gewesen, sondern auch eine kleine Unruhestifterin, die stets aus der Reihe tanzen musste.
Janis wurde aufgrund ihres maskulinen Aussehens und ihrer politischen Überzeugungen schon recht früh an den Rand gedrängt und schikaniert. In ihren letzten drei Highschool-Jahren wurde das Mädchen zur Zielscheibe von Mobbing-Angriffen. Das führte dazu, dass die Rebellin in ihr nur noch mehr zum Vorschein kam. Janis ging stets an die Grenzen. Sie fluchte zeitweise bis zum Geht-nicht-mehr, war ständig in Streitigkeiten verwickelt und versuchte, das Bad Girl, das sie eigentlich nicht war, heraushängen zu lassen.
Dass Janis schon in jungen Jahren eine unfassbar gute Stimme besaß, stellten ihre Freunde bei einem Ausflug ans Meer fest. Als Janis zu den ausgeliehenen Platten von „Odetta“ anstimmte, blieb allen der Mund offenstehen. Wie konnte diese Kleine, die immer nur Ärger machte, solch eine großartige Stimme besitzen?
Der Startschuss für Janis` Karriere erfolgte in Austin. Sie wurde Mitglied der Band „The Waller Creek Boys“, die in Folk-Clubs für Gratis-Bier Musik machten. Ein alter Bandkollege berichtet, dass man Janis auch in der Folk-Gemeinde niemals wirklich akzeptierte. Als Janis einst in einer Abstimmung von Studentenverbindungen zum „hässlichsten Mann“ gewählt wurde, traf es sie hart. Daraufhin fiel es ihr immer schwerer, sich in einer Gruppe wütender Männer einzufügen, die sie gerne schikanierten.
Janis beschloss, ihr Leben in Texas hinter sich zu lassen und einen Neuanfang in Kalifornien zu machen. 1966 schloss sich Janis als Lead-Sängerin der Band „Big Brothers and the Holding Company“ an. Zeitgleich unterschrieb sie ihren ersten Plattenvertrag bei „Mainstream Records“.
In der Janis Joplin Doku lässt Berg die Texanerin durch ihre eigenen Texte zu Wort kommen. Immer wieder werden handschriftliche Texte der Sängerin eingeblendet, die durch passende O-Töne ergänzt werden. So spricht Janis in einem ihrer Briefe zu ihren Eltern: „Mutter und Dad, mit einigem Zittern schreibe ich euch die Neuigkeiten. Ich bin in San Francisco. Lasst es mich euch erklären. Chet Helms, ein alter Freund, ist groß rausgekommen in S.F. Er hat mich ermutigt, herzukommen. Die ganze Stadt soll dem Rock`n`Roll verfallen sein und es stimmt. Er versprach mir Ruhm und Reichtum, also bin ich gekommen. Es tut mir so leid.“
1968 trennte sich Janis von den Brüdern. Kurz darauf wurde die „Kozmic Blues“-Band ins Leben gerufen, deren Namen von Janis` Leidenschaft für den Blues inspiriert ist. Die Band trat 1969 am legendären Woodstock-Festival auf. Zu dieser Zeit schienen Drogen eine Konstante in Janis` Leben einzunehmen. Janis verglich Performances, bei denen alles nach Plan lief, mit „Liebe machen“. Doch sobald ihre Auftritte zu Ende waren, blieb sie mit sich selbst zurück. Den einzigen Ausweg, dem Gefühl der Einsamkeit zu entkommen, sah sie in einem Schuss Heroin, der nach ihren Auftritten zur Routine wurde. Im Januar 1970 löste sich „Kozmic Blues“ auf. Ein paar Monate später erfolgte die Gründung von „Full Tit Boogie Band“,Janis´ dritter Band.
Janis schien durch die unschönen Mobbing-Attacken, denen sie von klein auf zum Opfer gefallen war, traumatisiert zu sein. Die Musik ermöglichte der Sängerin, diese traumatisierenden Erlebnisse zu verarbeiten. Doch die Musik allein genügte nicht. Schon in ihren Zwanzigern griff Janis zu Alkohol und Drogen, um sich auf andere Gedanken zu bringen. Seither konnte sie ihre Finger nicht mehr von Drogen lassen. Sie probierte sich quer durch die Bank - von Cannabis über Meth bis hin zu Heroin. Immer wieder gelang es Janis, auf Entzug zu gehen. Doch am Ende siegte die Sucht.
Am Morgen des 5. Oktober 1970 fand sich an der Rezeption von Joplins Hotel ein Liebes-Telegramm mit den Zeilen: „Vermisse dich wirklich. Es ist nicht dasselbe, wenn man allein ist. Ein Treffen in Kathmandu geht immer, aber Ende Oktober ist die beste Zeit. Ich liebe dich. Mehr als du weißt.“ Der Absender: David, ihr Liebhaber. Doch Janis wurde am Tag zuvor von ihrem Manager John Cooke im Hotelzimmer tot aufgefunden. Grund war eine Überdosis Heroin. Ihr linker Unterarm verzeichnete ganze 14 Einstiche.
Berg ist es in „Janis: Little Girl Blue“ gelungen, anhand von Interviews, Live-Konzertmitschnitten, Briefen und Bildern durchgehende Linien in Janis` 27 Lebensjahren aufzuzeigen. Zieht man Vergleiche zu ähnlichen Musik-Dokus wie etwa „Amy“ unter der Regie von Asif Kapadia, wirkt „Janis: Little Girl Blue“ um einiges persönlicher. Kritiker haben Kapadia vorgeworfen, die unter ähnlichen Umständen verstorbene Amy Winehouse durch die Verwendung von Paparazzi- und Home-Video-Aufnahmen auszuschlachten. Berg hingegen lässt Janis ihre eigene Geschichte erzählen. Dabei werden ihre handschriftlichen Briefe von der Musikerin Chan Marshall vorgelesen.
Wenn auch du einen Vergleich zwischen den beiden Dokus ziehen möchtest, kannst du gerne den mukken-Blogbeitrag „Amy - das tragische Schiksal der Amy Winehouse“ lesen.
Meiner Meinung nach ist es Amy J. Berg in „Janis: Little Girl Blue“ nicht nur sehr gut gelungen, durchgehende Linien in Janis` 27 Lebensjahren aufzuzeigen, sondern auch der Doku eine persönliche Note zu verleihen, indem die Regisseurin die Hauptprotagonistin durch passende O-Töne selbst ihre Lebensgeschichte erzählen lässt.
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Insgesamt hat Janis 11 Studioalben, darunter „I Got Dem Ol` Kozmic Blues Again Mama“ und „Pearl“, und 3 Livealben aufgenommen.
Janis ist am Abend des 3. Oktober an einer Heroin-Überdosis im Landmark Hotel in Los Angeles gestorben. Sie wurde tot in Zimmer 105 aufgefunden. Die Sängerin lag neben ihrem Bett, aus dem sie bewusstlos gefallen war.
Ursprünglich veröffentlicht am 18. November 2023 aktualisiert am 22. November 2023
Fokusthema: Bo Burnham: Inside – Eine dokumentarische Musikkomödie für unsere verwirrte Zeit
Originally published on November 18, 2023, updated on November 22, 2023
Fokusthema: Bo Burnham: Inside – Eine dokumentarische Musikkomödie für unsere verwirrte Zeit