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Kvelertak – Endling Review

Bild: Marald van Haasteren

Krøterveg Te Helvete (Youtube)

Wenn eine Band das Kunstwerk vollbracht hat, ein völlig eigenständiges musikalisches Gemisch für sich zu konzipieren und erfolgreich umzusetzen, dann steigen die Erwartungen der generierten Fangemeinde für kommende Releases in astronomische Höhen. Kvelertak aus Stavanger, Norwegen, ließen vor 13 Jahren ihr selbstbetiteltes Debüt auf die Musikwelt los, welches sich fundamental und immerwährend in die kollektive Psyche einbrannte. Anno 2023, genauer gesagt am achten September, erschien mit Endling das fünfte Studioalbum des norwegischen Sextetts. Böse Zungen behaupten, dass der Zenit der Band längst erreicht und nicht mal ansatzweise wieder heraufbeschworen werden kann. Quasi sollen sie sich dem Mainstream angebiedert und ihre “Fuck You“ Attitüde komplett eingebüßt haben.

Kann dieses Album der enorm hohen Erwartungshaltung standhalten und weiterhin für frischen Wind im Rock´n´Roll sorgen, oder ist der Charme, beziehungsweise der einzigartige Zauber von Kvelertak längst verflogen? Eine Antwort auf diese essenzielle Frage und weitere unverhoffte Informationen findest du im folgenden Review von unserem Redakteur Hannes, tauche ein in die modernisierte nordische Mythologie á la Kvelertak!

Endling – Zehn Hymnen an obskure norwegische Folklore

Laut Interviews im Vorfeld zum Release den fünften Langspielers sprachen sich Sänger Ivar Nikolaisen und Gitarrist Vidar Landa über den thematischen roten Faden auf der Platte aus. Dieses Mal werden alle zehn Songs wieder ausschließlich auf Norwegisch gesungen, denn beim Vorgänger Splid experimentierten die Rocker zum ersten und bis dato letztem Mal mit Liedern in englischer Sprache herum. Laut Angaben der Band erfordert diese textliche Umstellung zu viel Arbeit und um den Thematiken über nordische Mythologie und speziell norwegischer Folklore gerecht zu werden, sollte die Muttersprache dafür herhalten. Insbesondere auch darum, weil sich gewisse Wörter schlecht, bis gar nicht ins Englische übersetzen lassen.

Letzten Endes ist die Band ein Haufen von Punks, die sich nicht darum scheren, sich aufgrund von englischsprachiger Lyrics dem Mainstream anzubiedern. Auf Endling haben Kvelertak gehörig in der literarischen Fundgrube gewühlt und obskure Figuren und Märchen aus dem folkloristischen ausgegraben, denen auf diesem Album ein musikalisches Denkmal gesetzt wird. Kann das neue Werk die Eigenständigkeit der Band weiter zementieren oder ertrinken sie sich in ihrem eigenen Gemisch?

Kvelertak - Endling (Youtube)

Kvelertak – Kompromisslos eigensinnig

Das Album startet mit Krøterveg Te Helvete (1), der ersten veröffentlichen Single von Endling. Hier gibt es bereits die erste große Überraschung, denn der Albumtrack unterscheidet sich fundamental von der Single-Auskopplung – während diese etwas über vier Minuten lang geht, bekommt die Albumversion ein über dreiminütiges Intro hinzugefügt, welches einen epischen Prolog zu den folgenden 50 Minuten des Albums einleitet. Auch die zweite der insgesamt drei vorab erschienenen Singles, Skoggangr (7), bekommt auf der Platte zusätzliche Dimensionen verpasst, welche bravourös demonstrieren, dass Kvelertak immer wieder für eine gelungene Überraschung sorgen.

Gleich vorab sei gesagt, dass Leute, die darauf hoffen, die integralen metallischen Eigenschaften, mit denen das Debütalbum für massig Begeisterung sorgte, deutlich weiter hinuntergeschraubt wurden. Dies ist ein Punk-Album durch und durch. Fedrekult (2) und Døgeniktens Kvad (5) sind die einzigen Tracks auf “Endling“, bei denen die Black Metal-Elemente noch stark hindurchscheinen. Speziell letzterer ist eine gelungene Mischung aus verschiedenen Einflüssen, vor allem der Banjo-Part fügt sich nahtlos in den Song ein und ist ein weiteres Indiz für die kompromisslose Eigensinnigkeit von Kvelertak.

Hoffnungsschimmer entgegen dem sicheren Ende

Trotz des endzeitlichen Vibes des Albumcovers und den apokalyptischen Texten auf “Endling“ strotzt das neueste Machwerk von Kvelertak nur so vor überschwänglicher Lebensfreude und aufraffender Energie. Die ohrwurmträchtigen Refrains, für die die Band aus Stavanger berühmt-berüchtigt ist, schallen natürlich auch auf der neuen Platte in den Gehörwindungen nach. Tracks wie Likvoke (3) und Morild (10) sorgen wieder dafür, dass sie tagelang nachgesummt werden und sich tief ins Gedächtnis einbrennen. Es ist schon ein gewaltiger Kontrast, düstere Thematiken in ein positives Gewand zu kleiden, doch kaum einer anderen Band gelingt dies so spielend leicht wie Kvelertak.

Mit Svart September (9) und Paranoia 297 (8) kommen wahrliche Punk-Vibes auf und sie demonstrieren meisterhaft die unkonventionelle Marschrichtung der sechs Norweger. Allerdings braucht das Album ein paar Durchläufe, um sein volles Potenzial gänzlich zu entfalten, danach spielt es sich gekonnt in die Herzen musikbegeisterter Fans. Der Fakt, dass alles, wie bereits beim dritten Album Nattesferd, live eingespielt wurde, rundet das Ganze hervorragend ab und gibt den nötigen Grad an Authentizität.

Fazit zu Kvelertak – Endling:

Das fünfte Werk im unvorhersehbaren Katalog von Kvelertak ist ein weiterer, wenn auch sich spät entfaltender, Triumph der Rowdies aus dem Rogaland. Stimmige Arrangements, überraschende Wendungen und ein ganz großes Herz für die zusammenschweißende Kraft des Rock´n´Roll sind tief in der DNA der Band verwurzelt. Nach einem markanten Line-Up Wechsel in der Form des Austauschs des Leadsängers finden Kvelertak zu neuen kreativen Höhepunkten. Ivar Nikolaisen, der neue Mann hinter dem Mikrofon, beherrscht sein Handwerk vollkommen und fügt sich vom Stimmspektrum nahtlos an den Vorgänger Erlend ein.

Dazu steuert er noch mehr in Sachen Variabilität hinzu und bringt Kvelertak gesangstechnisch in neue Sphären, ohne den grundsätzlichen Esprit der Musik außer Acht zu lassen. “Endling“ braucht zwar im direkten Vergleich zu den Vorgängerwerken einige Anläufe, um vollends zu zünden, doch macht es durch spielerische Finesse und ausgeklügelte Kompositionen souverän wett. Zwar kann der initiale Wow-Faktor des unschlagbaren Debüts nicht erreicht werden (was er sowieso niemals werden kann), doch die Entwicklung der Band bleibt spannend weiter zu beobachten. Live sind sie ein absolutes Muss, denn dort werden die Songs auf einer intensiveren Ebene angehoben und im Oktober wird erneut die Chance bestehen, dies zu bezeugen.

Bewertung: Dreieinhalb von fünf mukken-Sternen

Endling Album (Spotify)

Track List:
Krøterveg Te Helvete
Fedrekult
Likvoke
Motsols
Døgeniktens Kvad
Endling
Skoggangr
Paranoia 297
Svart September
Morild

Das mukken Magazin

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Ursprünglich veröffentlicht am 5. März 2024 aktualisiert am 28. November 2024

Originally published on März 5, 2024, updated on November 28, 2024

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