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Musikfestivals – Wahre Zelebrierung von Musik oder ausbeuterischer Exzess?

STRG F bei Rock Am Ring Festival
Bild: Rock Am Ring

STRG F Reaction (Youtube)

Immer mehr Meldungen erscheinen zu dem brisanten Thema, dass Musikfestivals gar keine sichere Beherbergung mehr für die zahlreichen Fans ausmachen, sondern einige einschneidende Gefahren offenbaren. Oder eher gesagt, diese Probleme hatten schon Jahre lang Bestand, nur wurde in der Vergangenheit weniger über sie berichtet. Erst vor kurzem erschien eine Dokumentation, die über die Missstände innerhalb der Metal-Szene und dementsprechend auf Metal-Festivals berichtete, welche enorm polarisierte.

Ein valider Kritikpunkt ist definitiv der Fokus auf die Heavy Metal Gemeinde an sich, denn dieses Problem stellt ein systematisches Problem dar, welches gesellschaftlich in seiner Natur ist und daher sich in allen Ausprägungen der Musik einnistet. Mit diesem Beitrag wird sich kritisch darüber auseinandergesetzt, inwiefern Musikfestivals zu Gefahrengebieten werden können und welche Schritte vonseiten der Organisation und von den teilnehmenden Fans eingeleitet werden sollten, um Ausschreitungen und transgressives Verhalten einzudämmen. Wo liegt des Pudels Kern, der dafür sorgt, dass Menschen sich grenzüberschreitend verhalten und es kaum merkliche Konsequenzen für derartiges Benehmen im Nachhinein gibt? Sind Musikfestivals wahre Zelebrierung der Kunst oder sind sie zu ausbeuterischen Exzessen verkommen?

Unterwanderung von grenzüberschreitenden Menschen?

rechtsradikales Heavy Metal mit STRG F
Bild: Christoph Nevic

Allen voran in der modernisierten westlichen Welt wird sich lauthals damit gebrüstet, besonders progressiv und weltoffen zu sein. Wenn man sich dann jedoch Videomaterial und Zeugenberichte von großen Musikfestivals anhört, beziehungsweise ansieht, so entsteht eine erschreckende Bilanz – Immer mehr und mehr grenzüberschreitendes Verhalten, menschenverachtende Propaganda und Vorfälle von sexualisierter Gewalt häufen sich und stellen die Frage auf, ob Musikfestivals noch einen Zufluchtsort von Gleichgesinnten darstellen, oder ob sie bereits von moralisch verwerflichen Charakteren unterwandert wurden.

Das deutsche Aufklärungsformat “Steuerung F“ hatte dieses Jahr einen extensiven Bericht zu den fragwürdigen Zuständen auf diversen Heavy Metal Festivals online gestellt und wirft der Metal-Szene vor, rechtsradikales Gedankengut unbeschwert auf deren Arealen verbreiten zu lassen. Hinzu kommt unerlaubtes Betatschen während des Aktes des Crowdsurfings, in der Menschen vorgeworfen wird, akut die verletzliche Position der meist weiblichen Crowdsurfern für ungewollte Intimitäten auszunutzen.

Dieser Beitrag geriet im öffentlichen Diskurs gehörig in die Kritik, denn ihm wurde mangelnde Reflexion und ein eingeengter Blickwinkel im Bezug zu dieser größeren, gesellschaftlichen Problematik. Die beiden Journalistinnen meldeten sich erneut persönlich und bezogen auf den Kritikschwall mit einem Reaktionsvideo. Selbst dieser Schritt wurde heftig kritisiert und muss den Vorwurf ertragen, Sensationsgeilheit als vorrangiges Motiv im Kopf gehabt zu haben.

Festivals – Wie friedlich und liebevoll sind sie in der modernen Welt?

Einer der prominentesten Kritikpunkte ist der Fakt, dass sich ausschließlich mit Metalfestivals wie Wacken, Party.San und Summer Breeze beschäftigt wird. Andere Musikfestivals, insbesondere Festivals aus verschiedenen Genres, werden völlig exkludiert. Dieser Kritik muss ich mich anschließen, denn schon lange ist dies lediglich kein inhärentes Problem in der Rock/Metal Welt, um genau zu sein war es das auch noch nie. Da die Musik ein universal gültiges Ausdrucksmittel des Menschen ist und diese sich in Myriaden unterschiedlicher Musikrichtungen ausdrückt, ist es schlichtweg logisch, dass auch die Schattenseiten des Menschen Einzug halten in eben sämtlichen verschiedenen Musikgenres.

Gerade Musikfestivals gelten im Allgemeinen als Bastionen der Vernunft und als Sammelpunkt der ausgelassenen Lebensfreude, doch schaut man einmal tiefer hinter die Kulissen, so ertrinkt man in einem Gewässer voller Korruption und Ausbeutung. Dies ist allgemein gültig, denn die menschliche Geschichte strotzt nur so von Gewalt und Gier – es sind die gesellschaftlichen Grundpfeiler, aus denen das zivilisierte Leben entsprang. Natürlich gibt es auch Festivals, insbesondere diejenigen, die relativ neu auf der Bildfläche sind und durch ein übergeordnetes DIY-Verständnis zusammengehalten werden, bei denen es wahrhaft friedlich zugeht. Verallgemeinerungen sind der Todeshauch der Intelligenz!

Mögliche Verbesserungen der Umstände?

Wie wir bisher erfolgreich zusammentragen konnten, ist kein Festival aus irgendeinem spezifischen Musikgenre gefeit vor Grenzübergängen und moralisch und politisch fragwürdigen Gedankengut. Aktuell existiert ein Bestreben danach, ausgeklügelte Maßnahmen zu etablieren, bei denen sich die Menschen sicherer fühlen können. Beispielsweise sollen Awareness-Teams aufgestellt werden, die sichtbar erkenntlich inmitten des Getümmels dafür sorgen sollen, dass bei empfundenen Übergriffen sofort der Kontakt hergestellt werden und eine direkte Lösung des Konfliktes geleistet werden kann.

Ebenso sollen die Veranstaltungsteams aufgeklärt darüber werden, was für rechtswidrige Parolen oder gar verfassungsfeindliches Merchandise auf deren Areal umherschweifen. Dementsprechend sollen Listen verfasst werden, die diese tabuisierten Inhalte aufzählen und sammeln, um in Zukunft konkret handeln zu können und Stände, die solche Gegenstände verkaufen, sofort aus dem Verkehr zu ziehen.

Das alles klingt auf dem ersten Blick erfolgsversprechend, allerdings ist eine effektive Umsetzung dessen leider überhaupt nicht gewährleistet, da zum einen die schiere Anzahl von Menschen innerhalb eines großen Festivals diese Schritte erheblich erschwert. Zum anderen sind häufig sogar die Veranstalter selbst längst infiltriert worden und lassen somit immer zu, dass menschenverachtende Ideen weiter propagiert werden.

Reflektiertes Fazit

Um das Thema zum Ende nochmal rundum zusammenzufassen, können wir festhalten, dass es völlig egal ist, welches musikalisches Genre bei einem Festival bedient wird, um die Wogen für Ausschreitungen zu glätten. Es ist ein profunder menschlicher Makel, dass in uns allen potenziell wilde Bestien schlummern, die unter den richtigen Bedingungen ans Tageslicht kommen. Vielen ist dies gar nicht bewusst, in den schlimmsten Fällen ist es ihnen durchaus bewusst, und durch Substanzexzess und der Erkenntnis, weit weg von den regulären Werten und Normen sich zu befinden, wird dies schrecklich offenbart.

Es ist furchtbar, wozu Menschen unter bestimmten Bedingungen fähig sind, doch leider ist dies ein unbestreitbarer Teil der menschlichen Existenz. Dementsprechend schwierig ist es daher, geeignete Schritte zu entwickeln, um solch einem Verhalten erfolgreich vorzubeugen. Letzten Endes sollte es gesunder Menschenverstand sein, der dafür sorgt, dass sich solche Fälle nicht weiter unnötig vermehren. Es sollte selbstverständlich sein, die Grenzen Anderer stets zu respektieren, egal in welchem Zustand man sich befindet, und im Umkehrschluss dafür zu sorgen, dass andere dies auch zu beachten wissen.

Mit Vorkehrungen wie speziell zusammengestalteten Teams ist des Pudels Kern noch nicht adäquat geborgen worden. Diese problematische Thematik wird auch noch zukünftig für viele Debatten sorgen und es bleibt spannend, diese Entwicklung weiter zu beobachten. Leider sind wir wohl doch nicht so fortgeschritten, wie wir es gerne annehmen würden.

Das mukken Magazin:

War dieser individuelle Meinungstext über den sittlichen Stand von Musikfestivals heutzutage für dich von Wert? Bist du an weiteren persönlichen Meinungen vom Team von mukken.com über prekäre Themen innerhalb der Musikwelt interessiert? Dann zögere nicht weiter und schau rein in das mukken Magazin, denn hier wird Musik und alles, was damit zu tun hat, großgeschrieben und erfreut sich einer brennenden Leidenschaft von dem hingabevollen Redaktionsteam. Beispielsweise kannst du einen polarisierenden Text unseres Autors Hannes über die schweren Vorwürfe gegenüber Rammstein-Sänger Till Lindemann und dessen Implikationen auf das Musikgeschäft nachlesen. Neben Meinungstexten stehen vor allem Features und Reviews über erwähnungswürdige Artists im Fokus, wie zum Beispiel das neueste Machwerk der legendären Queens Of The Stone Age. Dutzende weitere Kategorien sind ebenfalls zu finden, schau dich gerne um auf unserem liebevollen Musikmagazin. Neben dieser Anzahl an Beiträgen kannst du weiteren Content auf Social Media finden, allen voran auf Instagram und TikTok. Sei dabei und genieße gemeinsam mit uns die fabelhafte Welt der Musik – weil Musik zusammenbringt!

Ursprünglich veröffentlicht am 20. Februar 2024 aktualisiert am 21. Februar 2024

Originally published on Februar 20, 2024, updated on Februar 21, 2024

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