Cold Jay Turner: Debütsingle „Nighttime“ verspricht Gänsehaut-Momente
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Endlos erscheinende sechs Jahre ist es bereits her, dass die legendären Queens Of The Stone Age rund um Frontmann-Ikone Josh Homme ihr letztes Album veröffentlichten. Das Album, welches auf den Namen "Villains" getauft und von Mark Ronson produziert wurde. Bei der Kritik und Fans kam das Album nicht gut an, daher wurde das achte Studioalbum "In Times New Roman..." mit besonderer Spannung erwartet. Die drei Punkte, mit denen der Albumtitel abschließt, gibt Auskunft darüber, dass es sich um eine thematische Rahmenhandlung handelt, genauer gesagt den Abschluss eben jener.
Die Trilogie begann 2013 mit "…Like Clockwork", fand ihre Mitte 2017 mit "Villains", und nun 2023 ihren Abschluss mit "In Times New Roman...". Innerhalb der sechs Jahre andauernden Pause erlitt Josh Homme einige heftige Schicksalsschläge, zum einen wäre da die nervenaufreibende Scheidung und der anschließende Sorgerechtsstreit um die gemeinsamen Kinder, und zum andere verkündete er jüngst, dass er 2022 eine Krebsdiagnose gestellt bekam. Weitere spezifische Details zu dieser Hiobsbotschaft wollte er allerdings nicht bekanntmachen. Es sei nur so viel gesagt, dass er sich auf dem Weg der Besserung befinde. All diese Faktoren spielten in der Kreation des neuesten Queens Of The Stone Age Albums eine gewaltige Rolle und das Resultat all dieser Trübsale gilt es nun kritisch zu bewerten.

Seit 27 Jahren toben die Wüstlinge von QOTSA im internationalen Rock´n´Roll Zirkus herum und sind maßgeblich dafür verantwortlich, den Nische-Stil des Desert Rock der breiten Masse zugänglich gemacht zu haben. Homme war zunächst Teil der Desert Rock Pioniere Kyuss, später arbeitete er mit wegweisenden Persönlichkeiten der Rockszene zusammen, z.B. Them Crooked Vultures gemeinsam mit Foo Fighters Kopf Dave Grohl. Nun erschien kürzlich die achte Platte der wegweisenden Wüstlinge und startet mit dem Opener "Obscenery" unvermittelt durch. Direkt die ersten Klänge sollten viele Zweifelnde milde stimmen, denn die rohe, wüstenstaubige Produktion ist wieder da, welche QOTSA zu dem gemacht hat, was sie sind.
Die Band selbst hat gemeinsame Sache in der Produktion mit Mark Rankin gemacht und in Hommes eigenem Studio, sowie Rick Rubins Shangri-La Studio in Malibu aufgenommen. Diese Korabollation kommt "In Times New Roman…" stark zugute. Im Vergleich zu den anderen Werken von QOTSA ist das Tempo auf dem achten Studioalbum deutlich gediegener und gedrosselter und es gesellen sich einige Alternative Rock Akzente hinzu. Die Texte sind nach wie vor mit viel Biss und einer gesunden Prise Galgenhumor versehen, dieses Mal jedoch wird die würzige Komponente der Introspektion beigemischt.
Paper Machete (2) zieht das Tempo gehörig an und es kommt fast zu altbekannten QOTSA Eruptionen, doch die Truppe um Josh Homme, Troy Van Leeuwen, Michael Shuman, Dean Fertita und Jon Theodore sind in Würde gealtert und benötigen es gar nicht, irgendwem durch schnelle Tempi zu imponieren. Mit Hinblick auf den Text des Songs wird klar, dass hiermit klar eine Stellungnahme gegenüber der widerwärtigen Schlammschlacht mit Homme`s Exfrau bezogen wird, dementsprechend zieht die Musik in Sachen Aggressivität hörbar mit.
Dieser aggressive, zeitgleich vulnerable Trend wird mit Negative Space (3) konsequent fortgesetzt. Ein großartiger, emotionaler Refrain, der eine Analogie zu einer drastischen Orientierungslosigkeit über dem Alleinsein im All bildet. Dies wirbelt ordentlich Staub auf und drückt eine spürbare Verletzbarkeit aus. Darauf folgt Time & Place (4), einem Song, in dem alle Instrumente fantastisch harmonieren, um die Hörerschaft zum Tanz aufzufordern. Der Grundtonus von QOTSA ist anno 2023 deutlich besonnener, aber nicht minder Rock´n´Roll.

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Der Mittelteil des neuen Albums stellt eines der garantierten Highlights des Albums dar und hört auf den Namen Made To Parade (5). Der einen in den Boden stampfende Hauptbeat lässt Bilder von berittenen Gangstern hervorrufen, die durch die peitschende Prärie galoppieren und serviert ein fulminantes Finale, welches der Inbegriff selbstbewussten Rock'n'Rolls ist. Darauf folgt Carnavoyuer (6), der zusammen mit Paper Machete (2) und Emotion Sickness (9) die drei Single-Auskopplungen ergibt. Dieser Song punktet mit einer melancholischen Grundstimmung, die offen darlegt, dass QOTSA zu einer reiferen Band heranwachsen konnte und dennoch nichts von ihren ursprünglichen Qualitäten einbüßen musste.
Viele Bands reifen nicht organisch, sondern versuchen zu verzweifelt, mit der Zeit mitzuziehen und oftmals in musikalischen Nonsens abdriften. What The Peephole Say (7) ist eine Ode an die Selbstbestimmung und liefert, ohne mit der Wimper zu zucken, zahlreiche Argumente, weshalb man sich treu bleiben und nicht auf die Meinung Außenstehender achtgeben sollte. Der Titel selbst ist ein witziges Wortspiel und eine coole Basslinie schlängelt sich durch die gesamte Länge des Tracks. Neben Paper Machete (2) ist dieser Song einer der typischsten QOTSA auf "In Times New Roman…", der durch Homme´s Falsetts, antreibenden Drums und voran preschenden Gitarren charakterisiert wird.
Die letzten drei Songs der neuen QOTSA Platte haben es noch einmal richtig in sich. Eingeläutet wird diese Phase durch Sicily (8), der besonders schwermütig wirkt und zum kurbelnden Kopfkino anregt. In seiner Instrumentalisierung erinnert dieser Song an eine verzerrte Version von Italo-Western Soundtracks, schlichtweg famos! Danach kommt die als erstes am 11.05.2023 veröffentlichte Single Emotion Sickness (9), die ein erneutes Wortspiel im Titel enthält, so wie auch Obscenery (1) und der bereits erwähnte What The Peephole Say (7). Klassische QOTSA Vibes werden versprüht, die erkennen lassen, warum gerade dieses Lied als erste Veröffentlichung gewählt wurde.
Insbesondere der Refrain kann hier erneut punkten, der sich in die Gehörwände wie eine Prärieschlange durchwindet und im Anschluss dafür sorgt, dass der Chorus weiterhin mitgesummt wird. Als Grande Finale ertönt Straight Jacket Fitting (10) aus den Boxen, welcher mit seiner neunminütigen Lauflänge den längsten und ambitioniertesten Track auf "In Times New Roman…" ausmacht. In diesem Song erscheint eine klare Anspielung auf Homme`s Krebserkrankung, sämtliche Qualitäten eines QOTSA Bangers werden abgehakt und ein stampfender Beat prügelt durch fast die gesamte Lauflänge. Nach rund sieben Minuten erklingt ein Ambient-Outro, dass das bisher Gehörte in Ruhe Revue passieren lässt.
Zum Abschluss sei gesagt, dass "In Times New Roman…" eine gravierende Steigerung zum Vorgängerwerk ist, das sich auf alte Stärken zurückbesinnt und ein paar geglückte Experimente hier und da einstreut. Manchen mag das herausgenommene Tempo sauer aufstoßen, doch im Endeffekt war dies eine goldrichtige kreative Entscheidung, da dieses Album letzten Endes eine stark persönliche Angelegenheit ist und solch harte Einschnitte im Leben die nötige Luft und den Raum benötigen, um sie gesund zu sortieren. Die lose Albumtrilogie wird souverän und selbstbestimmt zu Ende geführt und demonstriert eindrucksvoll, warum die QOTSA eine der wichtigsten aktiven Rockbands unserer Zeit darstellt, die eine ganze Musiknische erfolgreich und authentisch einem breiteren Publikum zugänglich machen konnte. Ein paar mehr wilde Ausbrecher hätten dem Gesamtwerk garantiert nicht geschadet, doch so wie es am Ende alles zusammenkommt, ist "In Times New Roman…" ein weiteres solides Album von QOTSA und beweist eindrucksvoll, dass die Reise der Wüstenband noch lange nicht zu Ende ist und Tragödien sie noch befeuern als zurückwerfen.
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Ursprünglich veröffentlicht am 10. Juli 2023 aktualisiert am 11. Juli 2023
Originally published on Juli 10, 2023, updated on Juli 11, 2023