Cold Jay Turner: Debütsingle „Nighttime“ verspricht Gänsehaut-Momente
Neuer Beitrag
Quincy Jones – kaum jemand hat die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts so geprägt wie er. Die üblichen Verdächtigen, Netflix, haben sich die Chance nicht entgehen lassen und Quincy in einer Dokumentation portraitiert. Seine eigene Tochter, Rashida Jones, hat in „Quincy” ihre Hände als Co-Regisseurin im Spiel, wodurch eine wahrheitsgetreue Darstellung des einflussreichen Musikproduzenten möglich wurde.
Name: Quincy Delight Jones Jr. |
Geburtsdatum: März 1933, Chicago |
Partner: Jeri Caldwell (verh. 1957–1966), Ulla Andersson (verh. 1967–1974), Peggy Lipton, (verh. 1974–1990) |
Wohnort: Bremerton & New York City |
In der ersten Szene wird Dr. Dre von der Kamera begleitet, während er durch die privaten Gemächer von Quincy Jones schlendert und private Fotografien, Albencover, Schallplatten und Auszeichnungen, die die Wände zieren, bestaunt. Im Anschluss nimmt Dr. Dre seinen Podcast „The Pharmacy“ mit Special Guest Quincy Jones auf. Gleich zu Beginn bezeichnet er ihn als „oberster Mentor und Inspiration“, woraufhin Quincy erwidert „der nicht mal mehr Auto fahren kann“ und damit auf sein Alter anspielt.
Die Verlockung ist groß, das Leben eines so einflussreichen Mannes wie Quincy Jones in Zahlen zusammenzufassen: Er ist für das Zustandekommen von unfassbaren 3.000 Singles sowie für die Produktion von Hunderten von Alben verantwortlich, darunter das erfolgreichste Album aller Zeiten, „Thriller“ von Michael Jackson. Als sich der „King of Pop“ Ende der 1970er-Jahre auf die Suche nach einem Produzenten für sein erstes Solo-Album machte, sollte Quincy der Auserwählte sein. Ohne ihn wäre Michael Jackson sicherlich nicht zu dem Popstar geworden, der er war. Auch Frank Sinatra zählt zu den Schützlingen Quincys. Die Liste derjenigen, mit denen er zusammengearbeitet hat, ist in jeden Fall lang - zu lang, um sie hier aufzulisten.
Das Leben des zum Datum der Ausstrahlung 85-jährigen Quincy Jones war keineswegs langweilig. Beginnen wir von ganz vorne: Quincy, geboren im Chicago der Großen Depression im Jahr 1933, durchlebte eine durchwegs turbulente Kindheit, die von familiären Schwierigkeiten und einem gewalttätigen Umfeld geprägt war. Hinzu kam das seine Hautfarbe, die ihm zu dieser Zeit nicht unbedingt die Türen öffnete. Auch der kleine Quincy wollte damals Gangster werden.
Doch das Schiksal meinte es anders mit ihm - raus aus dem Ghetto, rein in die Jazzszene. Der Startschuss für Quincys Karriere erfolgte Anfang der 1950er-Jahre, als ihn Lionel Hampton als Trompeter für eine Tournee engagierte. Als der 18-jährige Quincy die Band dann auch noch Gefallen an der Rolle des Arrangeurs fand, stellte er seine Fähigkeiten auch seinem Jugendfreund Ray Charles sowie Count Basie und Duke Ellington zur Verfügung. Ende der 1950-er Jahre zog es ihn nach Frankreich, um genau zu sein nach Paris, um von Nadia Boulanger zu lernen, auch bekannt als die Königin der klassischen Musik. Von ihr wollte er alles über Orchestrierung erfahren. Von da an schien er nicht mehr aufzuhalten sein.
1959 stellte er in Paris eine Big Band für die Show „Free and Easy“ zusammen - die großartigste Band, die er sich damals erträumen konnte, so Quincy. Als es ihn aus finanziellen Gründen wieder zurück in die Staaten zog, nahm er zum ersten Mal in seinem Leben einen richtigen Job an: Quincy wurde zum ersten afroamerikanischen Vizepräsident von Mercurey Records. Nach anfänglichen Schwierigkeiten bei dem Label erzielte er (als Arrangeur) auf Anhieb eine Nummer Eins Single, nämlich „It`s my Party“ von Lesley Gore.
Den Anruf von Frank Sinatra, der ihn mit der Produktion seines Albums „It Might as Well be a Swing“ beauftragte, nennt Quincy als Wendepunkt in seiner Karriere und seinem Leben. Sinatra sei zu diesem Zeitpunkt am Gipfel seiner Karriere angelangt, Quincy sei der Kapitän seines Musik-Schiffes gewesen. Sinatra sei derjenige gewesen, der ihm die Türe zu einer ganz neuen Welt öffnete, in „in Land der Träume und der Schwelgerei“, so Quincy. In all den Jahren, in denen sie zusammenarbeiteten, bestand nie einen Vertrag mit Sinatra, sondern immer nur einen Händedruck.
Nach der Zeit mit Frank zog es Quincy nach Los Angeles, um Filme zu vertonen. Wie man vielleicht bemerkt, ließ sich Quincy in seiner künstlerischen Schaffenskraft keinerlei einschränken - er bediente so gut wie jedes Genre und erweiterte sein Repertoire, wenn sich ihm die Möglichkeit bot. Damals habe er nie schwarze Namen von Komponisten auf den großen Leinwänden gesehen - das wollte er ändern. Seine ersten Engagements als Filmkomponist erfolgten für Filme wie „The Pawnbroker“, „In Cold Blood“ und „Ironside“.
Doch Quincy schien auch Opfer bringen zu müssen. Seine drei Ehen gingen allesamt in Brüche - die erste mit Jeri Caldwell, die Quincys Untreue und seine großen Ambitionen als Scheidungsgründe nannte. Die nächste Ehe scheiterte mit dem schwedischen Model Ulla Andersson, mit der einen gemeinsamen Sohn auf die Welt brachte. Die nächste im Bunde war die Schauspielerin Peggy Lipton, die die Rekordhalterin unter all den Ehefrauen war. Sie und Quincy verzeichneten ganze 16 Jahre Ehe. Doch auch mit Peggy schien die Ehe nicht für die Ewigkeit bestimmt zu sein. Doch auch der Gesundheitszustand des Workoholics schien sich im Laufe der Zeit zu verschlechtern.
Zwischendurch werden immer wiede Ausschnitte von Quincys jetzigen Leben gezeigt: Einmal im Spotify Headquarter in Stockholm, einmal bei Stephen Colbert in „The Late Show“, einmal in der „Royal Albert Hall“ in London beim Dirigieren eines Orchesters. Es scheint sich nicht viel getan zu haben, Quincy ist nach wie vor ein vielbeschäftigter Mann, der aufgrund seiner Beliebtheit und seines Ruhms herumgereicht wird. Doch Quincy ist nicht mehr der Jüngste. Die ganzen Reisen haben ihm offenbar zu schaffen gemacht, wodurch sich auch sein Gesundheitszustand verschlechterte. Der Maestro lässt sich jedoch von nichts und niemanden aufhalten. Auch von seinen eigenen Ärzten lässt sich Quincy bis heute nicht belehren und beteiligt sich weiterhin an verschiedensten Projekten.
Spätestens am Ende der Doku wird klar, welchen enormen Einfluss Quincy Jones auf die Musikindustrie ausgeübt hat. Kurz vor der Eröffnung des ersten Museums für afroamerikanische Geschichte, die Quincy initiiert hat, erhält er einen Anruf von Oprah, der er verspricht, dass sie sich bei der Eröffnung prächtig amüsieren werde. Barack und Michelle Obama, Will Smith, seine Tochter Rashida und viele mehr - sie alle sind gekommen, um nicht nur die Museumseröffnung zu zelebrieren, sondern auch Quincy Jones zu ehren. Es folgt eine Reihe von großartigen Bühnenauftritten, die sogar Quincy zu Tränen rühren.
Die 124-minütige Netflix Doku ist ein gelungenes Portrait über Quincy Jones. Den Regisseur*innen ist es meiner Meinung nach gelungen, das gesamte Schaffen von Quincy in 124 Minuten unterzubringen, was durchaus eine Herausforderung darstellt. Wenn man weiß, dass Jones Tochter Co-Regie führt, wird schnell klar, dass sie ihren Vater keinesfalls ins schlechte Licht rücken möchte. Daher werden den Themen wie Quincys gescheiterte Partnerschaften sowie seinem Alkoholkonsum nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Das kann allerdings auch an der Schwierigkeit liegen, die 80 Lebensjahre einer der einflussreichsten Männer der Musikgeschichte in eine einzige Doku zu packen. Selbst wenn zwei Stunden zur Verfügung stehen, ist der Tiefgang begrenzt.
Dich hat nun die Neugierde gepackt und du hast Lust auf mehr spannende Geschichten über verschiedene Künstler*innen bekommen? Dann schau doch auf mukken vorbei. Unter Musikfilme & Dokus findest du einige tolle Beiträge zu anderen weltbekannten Musikern, wie etwa der neuen Dokumentation „My Mind & Me“, die Selena Gomez portraitiert. Wenn auch du Musiker*in bist, bietet unsere Plattform eine tolle Möglichkeit, dich mit anderen Musiker*innen auszutauschen. Melde dich einfach in unserer Musikersuche an und lerne andere Musiker*innen kennen.
Stream: Netflix
Die Liste der Songs, die Quincy produziert hat, ist so lang, dass man sie hier sicherlich nicht auflisten kann. Die mit Abstand am bekanntesten sind jedoch „We Are the World“, „Dirty Diana“, „The Way You Make Me Feel“ und viele viele mehr. Sicherlich wirst du bemerkt haben, dass die meisten der erfolgreichsten Songs vom King of Pop, MJ, stammen.
Quincy Jones arbeitete unter anderem mit Sarah Vaughan, Count Baise, Duke Ellington, Dinah Washington, Cannonball Adderley, Frank Sinatra, Ray Charles, Aretha Franklin – und natürlich mit Michael Jackson.
Quincy Jones ist 2023 90 Jahre alt.
4.5/5 Sterne
Ursprünglich veröffentlicht am 14. November 2023 aktualisiert am 15. November 2023
Fokusthema: Bo Burnham: Inside – Eine dokumentarische Musikkomödie für unsere verwirrte Zeit
Originally published on November 14, 2023, updated on November 15, 2023
Fokusthema: Bo Burnham: Inside – Eine dokumentarische Musikkomödie für unsere verwirrte Zeit