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Rick Rubin – The Creative Act: A Way Of Being

Das Cover von Rick Rubins Buch The Creative Act: A Way Of Being
Werk und Autor; Bild: Buzz Magazine

Anno 2023 ist ein Buch erschienen, welches aus der Hand eines der einflussreichsten Musikproduzenten aller Zeiten stammt. Es demonstriert einen mystisch angehauchten Ratgeber zur Vervollständigung künstlerischer Ideen. Die Rede ist von “The Creative Act: A Way Of Being” von niemand Geringerem als Rick Rubin, legendärer Tonschmied von Bands und Kunstschaffenden aus sämtlichen Gebieten der Musik. In seinem Curriculum Vitae tummeln sich einige große Namen der gesamten Musikszene. Unter anderem The Red Hot Chili Peppers, Metallica oder The Beastie Boys – um nur ein paar zu nennen.

In diesem Buch legt der Pate der modernen Musikproduktion ein Glossar an, welches verdeutlicht, welche verschiedenen Herangehensweisen an den künstlerischen Prozess gekoppelt werden können. Außerdem versichert er, dass alle Menschen dazu in der Lage sind, wahrhaftig Kunst zu erschaffen. Mit seinem Werk liefert er ein inspirierendes Grundgerüst, um diese schlummernden Qualitäten individuell ans Licht zu bringen. Hat das Buch Substanz oder ist es ein reines Eitelkeitsprojekt?

Rick Rubin – Anleitung zum Kreativsein

Rick Rubin bei seiner Arbeit im Tonstudio
Werk und Autor; Bild: Buzz Magazine

Direkt das Vorwort stellt klar, dass alles Niedergeschriebene anderwertig resoniert und interpretiert werden kann. Und dass nichts sich auf absolute Wahrheit beruft, sondern lediglich auf individuelle Erfahrungen und Gefühle. Insgesamt enthält das Buch 78 Kapitel – oder, wie sie von Meisterproduzent Rick Rubin benannt werden, Lektionen. Diese Lektionen skizzieren den künstlerischen Weg des Lebens und werden von kurzen Leitsprüchen verbunden, welche die vorangegangenen Lektionen unterstreichen.

Gleich zu Beginn wird mit dem Mythos, dass nur ein paar ausgewählte Menschen zu kreativer Kunst in der Lage seien, aufgeräumt. Nicht nur das, er wird als schierer Schwindel abgetan. Laut Rubin ist allein das Leben an sich der höchste kreative Akt. Wir als lebende Organismen seien ein atmendes Symbol der Kreativität. Oftmals hört man von der Integrität des inneren Kindes. Auch Rick Rubin stimmt diesem Gebot in `The Creative Act´ unmissverständlich zu. Er meint, dass diese zugrunde liegenden kindlichen Eigenschaften eine Schlüsselkomponente für florierende Kreativität seien. Sich diese über die gesamte Lebensdauer beizubehalten, ist von bedeutender Importanz. Außerdem soll sich die Quelle des Kreativen als Wolke vorgestellt werden. Wolken verändern ihre Form und kommen wieder, für Ideen gilt das gleiche Gesetz.

The Creative Act – Das Gefäß und der Filter

Die Achtsamkeit, die bei einer Plethora von unterschiedlichen therapeutischen Maßnahmen eine Kernrolle einnimmt, genießt einen enorm hohen Stellenwert in Rick Rubin´s kreativen Ratgeber. In uns allen schlummert ein Gefäß für das Kreative, welches von Mensch zu Mensch unterschiedlich filtert. Rubin beteuert ebenfalls die Kraft des Ungesehenen, was sich auf Kunst bezieht, welche die Zeit überdauert. Denn dieses gelingt nur Kunst, die eine spirituelle Komponente besitzt.

Ein Vorurteil, das sich systemisch durchzieht, ist das der Ablenkung selbst. Mancher Leute Ablenkungen ist der Fokus anderer. Rick Rubin zählt in einem Atemzug mehrere Beispiele berühmter Persönlichkeiten auf, die Ablenkungen effizient in ihr künstlerisches Schaffen miteinbezogen haben. Andy Warhol beispielsweise ließ permanent gleichzeitig den Fernseher und das Radio im Hintergrund abspielen, während er sich im Schaffensprozess befand. Ein weiterer interessanter Bestandteil in der Gefäß/Filter-Dichotomie besteht darin, das Unterbewusstsein anzuzapfen. Als Beispiel nennt Rick Rubin ungenannte Sänger und Sängerinnen, die im Laufe von Aufnahmen beliebige Laute aneinanderreihen. Daraus entsteht später dann ein fertiger Liedtext.

Hilfe aus dem Inneren

Wer den Werdegang Rick Rubins bewusst verfolgt hat, dem sollte aufgefallen sein, dass er einen evidenten Hang zur Esoterik hat. Die Esoterik ist ein spiritueller Anteil aus der frühmenschlichen Entwicklungsgeschichte, der an und für sich weder gut noch schlecht ist. Letzten Endes zielen die wichtigsten esoterischen Strömungen darauf ab, Lehren und Praktiken zu etablieren, die auf die Selbsterkenntnis und Selbstverwirklichung des Menschen abzielen. Dementsprechend webt der Musikproduzent einige esoterische Konzepte aus dem Buddhismus in seine niedergeschriebenen Lehren ein. Ein Beispiel wäre das sogenannte papancha, welches sich in Übergewicht von Gedanken übersetzen lässt. Es ist als klares Indiz bei so manchen Selbstzweifelnden – vor allem in der westlichen Welt – zu erkennen.

Rick Rubin – Regeln als Hindernisse

Rick Rubin in seinem Wohnzimmer
Rick Rubin in seinem Malibuer Heim; Bild: Martien Mulder/WSJ MAGAZINE

Ein Hauptthema im Erlangen des künstlerischen Höchstpotenzials ist das Setzen und simultane Entfernen von Regelwerken nach Ansicht von Rick Rubin. `The Creative Act: A Way Of Being`, stellt Regeln an den Pranger und entlarvt sie als bloße Annahmen, die den kreativen Fluss blockieren. Anhand eines Beispiels der US Punk Rock-Pioniere The Ramones erklärt Rubin, dass des öfteren Innovation durch Ignoranz entsteht. Die Band dachte, sie würden fröhlichen Pop á la Bay City Rollers spielen. Doch ihre Texte voller Gewalt und Sex sollten ein völlig neues Musikgenre entstehen lassen.

Ein weiteres Konzept, das Rick Rubin aufzählt, ist der Beginner`s Mind, oder Anfängerverstand. Dieser geht erneut auf die bereits angeschnittene kindliche Herangehensweise beim Erschaffen von Kunst ein Hiermit ist gemeint, dass man sich niemals in ein Licht rücken sollte, in dem man sich selbst vorgaukelt, bereits alles Wissenswerte erlangt zu haben. Inspiration, was sich aus dem Lateinischen inspirare ableitet und wortwörtlich einatmen oder auspusten bedeutet, wird in einem schönen Beispiel von John Lennon verpackt. Dieser lehrte, dass sobald eine Inspiration für ein Lied erscheint, dieses Lied in einer Sitzung durchgespielt wird. Ansonsten verkümmert diese Idee und kann nicht noch einmal in dieser Form rekreiert werden.

The Creative Act – Die Phasen der Kreativität

Rick Rubin mit der Bans Slayer
2001 gemeisam mit Slayer; Bild: L.Cohen/WireImage

Ein wichtiges Erzeugnis von Rick Rubin in seinem künstlerischen Ratgeber ist die Anreihung der verschiedenen Phasen, in denen sich eine kreative Inspiration manifestiert, verfestigt und letztendlich verewigt. Die Werk-Phase und die Komplettierungs-Phase. Feste Gewohnheiten, die der Entfaltung der Kunst dienen. Vorab gilt es noch ein Konzept zu benennen, das in `The Creative Act´ präsentiert wird. Die Rede ist von der Demo-itis, die Rubin in Anbetracht nicht fertig zu Ende gedachter Ideen entwickelt. Hierbei handelt es sich um eine Art kreative Krankheit. Diese beruht darauf, dass sich niemals an der ersten Demoversion geklammert werden soll. Durchdringende und transzendentale Kunst würde ihre Zeit benötigen, um zu gedeihen. Imitation und Huldigung sind ebenfalls nicht zwangsläufig negative Faktoren und können etwas Eigenes erschaffen – das Persönliche und das Universelle.

Im Buch wird das Konzept des Nicht-Wettbewerbs genannt. Hierbei wird ein Beispiel zwischen den Beatles und den Beach Boys genannt, da beide Bands sich gegenseitig beeinflusst haben (die Alben `Pet Sounds` und `Sgt.Pepper´s´). Kein Wettbewerb, sondern gegenseitige Liebe. Kunstschaffende Personen sollen sich stets hinterfragen und kritisch beäugen.

Für eine Herrschaft der Kunst

Das Buch ´The Creative Act: A Way Of Being` von Starproduzent Rick Rubin fügt all diese Bestandteile des kreativen Seins organisch und logisch zusammen. So wurde am Ende eine genaue Anleitung zum Künstlerdasein zu Papier gebracht. Außerdem sind die Lektionen auf mannigfaltige Professionen anwendbar. Sie sind nicht exklusiv für bestimmte Kunstformen zugeschnitten, sodass alles, was man mit Herzblut anpackt, einen künstlerischen Wert besitzt. Ganz zum Schluss, nachdem die letzten Zeilen gelesen wurden, finden Lesende einige linierte, leere Seiten vor, die an Notizbuchseiten erinnern. Hier können eigene Erkenntnisse und Kommentare hinzugefügt werden, um sich selbst den ein oder anderen Anstoß zu geben, seine innewohnenden kreativen Energien freizusetzen.

Zeitüberdauernde, großartige Kunst muss nicht unbedingt aus einer schmerzenden Seele entspringen. Das entscheidende Kriterium besteht darin, die Arbeit des Seins und die Arbeit des Tuns sinnvoll zu fusionieren. Gegen Ende des Buches erläutert Rick Rubin seine Philosophie für den Grund der Kunst. Durch Kunst setzen wir als Menschheit ein Zeichen, dass wir auf der Welt existiert haben. An dieser Stelle wäre es angebracht, mit einem Konzept des rebellischen Philosophen Jonathan Meese abzuschließen. Keiner Regierungsform sollte gehuldigt werden, sondern lediglich der alleinstehenden und ehrfurchtgebietenden Diktatur der Kunst.

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Ursprünglich veröffentlicht am 9. Dezember 2023 aktualisiert am 11. Dezember 2023

Fokusthema: Bo Burnham: Inside – Eine dokumentarische Musikkomödie für unsere verwirrte Zeit

Originally published on Dezember 9, 2023, updated on Dezember 11, 2023

Fokusthema: Bo Burnham: Inside – Eine dokumentarische Musikkomödie für unsere verwirrte Zeit

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