Cold Jay Turner: Debütsingle „Nighttime“ verspricht Gänsehaut-Momente
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Du liebst es Gitarre zu spielen, aber irgendwie klingt dein Gitarrensound noch nicht ganz genau so, wie du es dir vorstellst. Es wäre schön, wenn dein Metal Sound noch fetter klingen würde oder dein Blues-Sound noch perliger und klarer wird. Du hast genau im Kopf, wie es klingen sollte, weißt aber nicht genau, wie du dahin kommst. Irgendwie ist das alles ein bisschen überfordernd. Du hast immer wieder das Gefühl „Noch diesen einen neuen Pickup“ zu brauchen, dann klingt deine Gitarre bestimmt so wie du willst. Aber irgendwie ist das nur halb wahr!
Kennst du das? Wäre es nicht schön, wenn du eine genaue Anleitung hättest, wie du zu dem perfekten Gitarrensound kommst, den du dir vorstellst? Nun, hier hast du sie. Ich weiß, das ist ein sehr großes Versprechen und ich werde dich nicht in den nächsten 10 Minuten zum absoluten Sound-Guru machen können. Aber ich werde dir eine Anleitung geben, wie du lernen kannst, deine Gitarrensounds systematisch zu analysieren und zu gestalten.
Das klingt verwirrend, aber lass es mich dir bildlich erklären: Wenn du ein Gericht kochst, gibt es ein Rezept - eine Anleitung. Dabei ist jeder Schritt wichtig und hat einen Einfluss auf das Gesamtergebnis. Manche Zutaten vertragen sich besonders gut mit anderen, manche gar nicht gut.
Viele Anfänger-Gitarrist*innen schmeißen metaphorisch gesprochen wahllos Zutaten zusammen und wundern sich, dass ihr Gitarrensound nach Grütze klingt. Nudeln sind lecker, oder? Also nehmen wir ein paar Nudeln. Was ist noch lecker? Marmelade. Mhhhh. Was nehmen wir noch dazu? Wie wär’s mit Parmesan und Speck? Autsch. Die Zutaten sind einzeln zwar lecker, aber die Marmelade versaut uns ganz schön das Gericht. Tauschen wir hingegen die Marmelade gegen Eigelb aus, haben wir eine hervorragende italienische Carbonara.
Verstehst du, was ich dir damit sagen will? Wenn du beispielsweise einen richtig fetten Metal Sound bauen möchtest, musst du bestimmte Regeln einhalten. Keine Marmelade - Oder: Keine Vintage Fender Amps. Du kannst eine Gitarre mit Humbuckern spielen, einen Tubescreamer auf dem Pedalboard haben und die allseits beliebte Mesa Boogie 4x12 Box mit einem sm57 mikrofonieren, aber wenn du das alles durch den falschen Verstärker schickst, versaut es dir das ganze Konzept.
Jede „Zutat“ in unserer Signalkette muss also zu den anderen Geräten passen, um ein bestimmtes Endergebnis zu erreichen. Manche Bausteine sind dabei viel entscheidender als andere. Das Holz des Griffbretts ist beispielsweise vergleichbar mit dem Teller, auf dem du das Gericht anrichtest. Natürlich ist ein fancy Teller schöner als ein Standard-Teller, aber es schmeckt trotzdem, egal welchen Teller du nimmst. Das Griffbrett-Holz ist – trotz vieler Gitarrenforum-Enthusiasten, die etwas anderes behaupten – ziemlich irrelevant für deinen Gitarrensound. Natürlich fühlt es sich etwas anders an und sieht anders aus. Aber man kann es klanglich nicht auseinanderhalten, außer man redet es sich vehement ein.
Falls du mir nicht glaubst, habe ich eine Herausforderung für dich. Schau’ dir dieses YouTube Short an, aber schließe dabei die Augen. Schaue dir nicht an, wann der Gitarrist welchen Hals spielt. Versuche es zu hören. Es ist tatsächlich absolut unmöglich. Die Stelle, an der man die Saiten anschlägt, macht einen viel größeren Unterschied.
Das Gegenteil dazu sind die Lautsprecher deines Amps. Diese sind extrem wichtige Bausteine in der Signalkette, weil sie auf unser gesamtes Signal einen sogenannten Frequenzgang anwenden. Alles, was wir vorher in der Signalkette haben, wird durch dieses Frequenzverhältnis „gefiltert“.Der Lautsprecher ist also eine unserer Hauptzutaten.
Bei den Hauptzutaten ist es besonders wichtig, dass sie in das Konzept passen. Der von mir oben als Beispiel angeführte Lautsprecher ist besonders beliebt in der Rock-Szene. Ich würde etwas anderes wählen, wenn ich einen glasklaren Blues-Sound erreichen wollte. Dafür finde ich ihn nicht passend.
Bei diesem YouTube-Video können wir ebenfalls einen Blindtest machen, um diese These zu verifizieren. Allerdings müssen wir hier nicht erst unsere Augen schließen. Die Klangunterschiede der Lautsprecher sind drastisch. Man hört diese besonders gut bei verzerrten Amps oder Pedals, deswegen habe ich dieses Beispiel ausgesucht.
Lass uns noch einmal kurz zusammenfassen, was wir in diesem Abschnitt gelernt haben:
Die Einzelteile der Signalkette bilden gemeinsam den Gitarrensound. Bei einer Variation der Komponenten wird der Sound verändert, allerdings machen manche Einzelteile einen signifikanteren Unterschied als andere.
Um also unseren Gitarrensound gezielt beeinflussen zu können, müssen wir lernen, an welchen Stellschrauben wir drehen müssen, um den Sound bewusst zu beeinflussen. Je mehr wir also über die einzelnen Bausteine und deren Einfluss wissen, desto gezielter können wir diese manipulieren. Im Gegenzug gilt: Wenn wir nicht wissen, was passiert, können wir auch kein Ziel erreichen.
Wir haben immer eine Ausgangssituation. Eine bestimmte Gitarre, einen Verstärker, Pedals, eine Box und ein Mikrofon. Von dieser Ausgangssituation müssen wir nun bestimmte Bausteine ändern, um den Sound zu erreichen, den wir uns vorstellen. Das ist die Methodik, die du lernen musst. Aber eines ist besonders wichtig: Ändere immer nur einen Baustein zur Zeit. Wenn du zwei auf einmal änderst, kannst du die Wirkung der einzelnen Bausteine nicht mehr genau zuordnen.
Wir befinden uns also in einer ewigen Schleife der Verbesserung. Wir haben eine Ausgangssituation. Verändern einen Baustein und haben wir damit eine neue Ausgangssituation geschaffen. Somit nähern wir uns immer mehr an unseren Traum-Sound an. Wir wiederholen diese Methodik so lange, bis wir an unserem Ziel angekommen sind.
Um dieses Ziel zu erreichen, sollten wir nacheinander folgende Fragen beantworten können:
Hier sind ein paar Beispiele, wie du die gewünschte Klangcharakteristik beschreiben könntest:
Das ist die alles entscheidende Frage. Wir können sie nur beantworten, wenn wir jeden Baustein und seine Rolle in der Kette genau kennen. Manchmal reicht eine bestimmte Einstellung eines Bauteils aus, um den Gitarrensound stark zu verändern, manchmal muss auch ein Baustein durch einen anderen ersetzt werden. Je mehr du über diese einzelnen Bausteine weißt, desto gezielter kommst du zu dem Sound, den du dir wünschst.
Die beste Möglichkeit zu lernen ist meiner Meinung nach die Welt der digitalen Modeling Amps. Hier kannst du die Bausteine relativ einfach und vor allem besonders kostengünstig tauschen. Die Speaker und Mikrofone werden hierbei durch sogenannte „Impulse Responses“ ersetzt. Also digitale Abbilder ihrer analogen Vorbilder. Ein digitales „Foto“ eines Lautsprechers mit einem bestimmten Mikrofon sozusagen. Du kannst dir also tonnenweise Speaker- und Mikrofon-Simulationen herunterladen und sie vergleichen. Außerdem kannst du sie mit digitalen Amps kombinieren und so relativ einfach die Kombinationen finden, die dir am besten mit dem Gitarrensound gefallen. Professionelle Sounds zu erstellen, lernt man am besten, indem man Sounds von Profis kopiert und analysiert.
Besonders leicht wird das mit einer Seite namens Equipboard. Hier kannst du nach deinen Lieblings Gitarrist*innen suchen und ihre komplette Signalkette sehen. Möchtest du klingen wie Jimi Hendrix? Kein Problem. Auf Equipboard kannst du genau sehen welche Amps und Gitarrenpedals er gespielt hat. Nun kannst du dir im Internet Amp Profiles (Für ToneX, Quad Cortex, Kemper etc.) oder Amp Simulationen dieser bestimmten Amps besorgen. Das dürfte dich ziemlich nah an Jimi’s Sound bringen.
Mit der Zeit ist das Ziel natürlich nicht nur bekannte Gitarrist*innen zu kopieren, sondern die Funktion der Bausteine kennenzulernen. Das passiert eigentlich sogar von ganz alleine. Je mehr Erfahrung du damit sammelst, desto mehr wirst du lernen, wie die einzelnen Komponenten für den perfekten Gitarrensound zusammenspielen und interagieren. Probiere deshalb gerne viel herum. Es kann ja nichts passieren, außer dass es nicht gut klingt. Durch Fehler lernt man immer viel dazu.
Mit Sounds herum zu spielen und neue Dinge auszuprobieren macht extrem viel Spaß. Das ist ein wesentlicher Bestandteil einer künstlerischen Identität. Was wäre AC/DC ohne eine ganze Wand voll aufgerissener Marshall Plexi Amps? Das ist genau der Sound, den du bei AC/DC im Kopf hast. Er hat das Image dieser Band und die Marke Marshall geprägt. Durch viel Experimentieren wirst auch du deinen „Signature Sound“ finden, an dem dich deine Fans erkennen.
An welchem Musikprojekt arbeitest du eigentlich grade? Einer Band oder einem Soloprojekt? Falls dir zu deinem musikalischen Glück noch jemand fehlt, check’ doch mal unsere Musikersuche aus. Hier findest du viele andere Musiker*innen, Produzent*innen und Gear Nerds. In unserem Magazin findest du außerdem viele weitere Artikel zum Thema Gitarre spielen, wie zum Beispiel über Pickups, Saiten der E-Gitarre oder auch einen Beitrag zum Kabel löten.
Ursprünglich veröffentlicht am 13. August 2023 aktualisiert am 13. August 2023
Originally published on August 13, 2023, updated on August 13, 2023