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Steve Aoki: I'll Sleep When I'm Dead

Ein Standbild der Netflix-Doku I'll Sleep When I'm Dead, Aoki schaut ernst in die Kamera
Bild: Caesar Sebastian/Netflix

Wenn es um Steve Aoki geht, ist Vergleichen unmöglich. Als einer der Pioniere, die den Sprung vom DJ zum ultimativen Entertainer geschafft haben, hat er sich in der Musikbranche einen Namen gemacht. Sein Talent am Turntable ist legendär. In der Szene des EDM (Electronic Dance Music), ist er der funkelnde Stern am Himmel. In der neuen Netflix-Dokumentation des Künstlers “I'll Sleep When I'm Dead” erfährst du, wer hinter der Person Steve Aoki steckt.

Steves Kindheit in einer weißen Welt

Steven Hiroyuki Aoki wurde am 30. November 1977 als drittes von fünf Kindern in Miami geboren. Steves Vater, Rocky Aoki, war einst ein japanisch-amerikanischer Olympia-Ringer, der als Gründer der Restaurant-Kette „Benihana Rocky Aoki“ gilt. Steves Eltern reichten 1981 die Scheidung ein, woraufhin er und seine Geschwister von der Mutter Chizuru Kobyayashi auf japanische Art erzogen wurden. Seine Kindheit verbrachte Steve in Newport Beach, Kalifornien, ohne jeglichen Kontakt zu asiatischen Kindern zu haben. In seiner neuen Heimat besuchte er die University of California in Santa Barbara, an der er gleich zwei Bachelor-Abschlüsse auf einmal erlangte: Feminist Studies und Soziologie.

Quickfacts

Name:
Steven Hiroyuki Aoki
Geburtsdatum:
30. November 1977, Miami
Partner:
Tiernan Cowling (verheiratet 2015–2017)
Wohnort:
Las Vegas

Auf der Suche nach Anschluss und Anerkennung

Steve Aokis Vater lacht in die Kamera
Der Mann, den Steve am meisten stolz machen wollte: Sein Vater | Bild: Caesar Sebastian/Netflix

In der ersten Szene der Netflix-Dokumentation I'll Sleep When I'm Dead lässt Aoki seine Studentenzeit Revue passieren. Gemeinsam mit seiner Freundin besucht er seine ehemalige Universität, die University of California in Santa Barbara. Als die beiden über den Campus schlendern, kommen bei Steve Erinnerungen von früher hoch. Damals wollte er um jeden Preis einer Clique angehören. In der großen Hoffnung, er würde Anschluss finden, schrieb er sich im Football-Team ein. Doch die Typen seien ganz schön einschüchternd gewesen, abgesehen davon, dass sie Steve körperlich überlegen waren. Während der Zeit im Football-Team kam er jedoch nie zum Zug. Als er zu Badminton überging, wurde er Opfer von rassistischen Aussagen. Ein Mitspieler beschimpfte ihn als „blödes Schlitzauge“.

Zu dieser Zeit verlor Steve den Rückhalt seines Vaters. Obwohl sich Rocky nach der Scheidung von seiner Familie distanzierte, übte er enormen Einfluss auf seinen Sohn aus. Aufgrund der strengen Erziehung seines Vaters hatte Steve stets den Drang, ihm zu beweisen, dass er es zu etwas bringen würde. Rocky hatte hohe Ansprüche an seine Kinder und erwartete, dass sie hart für ihren Erfolg arbeiteten. Steve sah es also als Herausforderung an, diese Erwartungen zu erfüllen und seinen Vater stolz zu machen. Obwohl Rocky ein riesengroßes Herz hatte, soll er ein Egoist gewesen sein, der schon immer seine eigenen Ziele über die seiner Familie stellte.

Anfänge der DJ-Karriere

Während seiner Uni-Zeit entdeckte Steve die DIY-Hardcore-Szene für sich. Die Musik diente für ihn als Ventil für seine Ängste und Unsicherheiten. Erste Gigs wurden in einer Drei-Zimmer-Wohnung gegeben, in der Steve mit drei anderen Musikern wohnte. Um möglichst vielen Leuten Platz zu bieten, räumte die Band namens „Pickle Patch" fast die gesamte Wohnung aus. So wurde die Wohnung auch zum Veranstaltungsort für Auftritte anderer Bands.

Zu dieser Zeit knüpfte der 19-jährige Steve viele Kontakte, was ihn auf die Idee brachte, das Label „Dim Mak“ zu gründen. Mit 22 ließ Steve alles stehen und liegen und verlegte seinen Lebensmittelpunkt nach Los Angeles. Dort erlangte er mit Dim Mak den Durchbruch, als der „Dim Mak Tuesday“ ins Leben gerufen wurde, der mit der Zeit immer mehr an Popularität gewann. Die Dienstag-Abende waren der Startschuss für die Electro-Bewegung in Los Angeles. DJ „AM“, zu dem Steve ein freundschaftliches Verhältnis pflegte, führte ihn in die Welt des DJ-Daseins ein.

Mega-Show im Madison Square Garden?

Um die Veröffentlichung seines neuen Albums „Neon Future“ zu feiern, plante Steve die größte Bühnenshow seiner bisherigen DJ-Karriere – und zwar im Madison Square Garden in New York. In einem Presse-Interview meinte er, dass es für ihn ein Hoch der Gefühle sei, in der berühmten Arena auflegen zu dürfen. Als er erwähnte, dass er diesen besonderen Moment nur allzu gern mit seinem Vater geteilt hätte, der einst auch in New York lebte, war er den Tränen nahe. Rocky hatte eine große Lücke im Herzen von Steve und seinen Geschwistern hinterlassen, als er im Sommer 2008 von ihnen ging. Doch der geplante Auftritt musste verschoben werden.

Neon Future erobert die Straßen von Los Angeles

Steve war sich bewusst, dass sein Album bis zum Datum seines großen Auftritts im Madison Square Garden nicht fertig sein würde. Er beauftragte sein Management damit, einen neuen Termin zu finden. Allerdings konnte sich kein alternatives Datum finden lassen, da die Location schon Jahre im Voraus ausgebucht sei. Für Steve war die Absage seines geplanten Auftritts eine herbe Enttäuschung. Daraufhin beschloss er, die geplante Show in seinen Heimatort Los Angeles zu verlegen. Da sich allerdings kein Veranstaltungsort finden ließ, spielte er mit dem Gedanken eines gratis Straßen-Events. Nach einem Gespräch mit dem Bürgermeister gab es grünes Licht für sein Vorhaben. Mit einer atemberaubenden Bühnenperformance - wie hätte es anders sein können - übertraf Steve alle Erwartungen. Inmitten der Straßen von Los Angeles ließ er Tausende Fans in Hysterie verfallen, während er zum ersten Mal „Neon Future“ spielte. Ein Tag, den er und seine Familie, die ebenfalls vor Ort war, so schnell nicht vergessen werden.

I`ll Sleep When I´m Dead – der unermüdliche Weltenbummler

Steve Aoki bei einem Auftritt
Bild: Caesar Sebastian/Netflix

Vor seinem großen Auftritt tourte Steve rund um die Welt und trat ganze 140-mal auf. Sein Manager Matt Colon, der seit über zehn Jahren nicht von seiner Seite weicht, gibt zu, dass er niemanden kenne, der so hart wie Steve arbeitet. Schon vor zehn Jahren seien Leute an Matt herangetreten und meinten, dass Steve einen Gang runterschalten müsse, sonst würde er früher oder später ein Burn-out erleiden. Zehn Jahre später macht Steve mehr als je zuvor. Für ihn gibt es keine Pause. Alleine 2015 hat er über 300 Shows weltweit gespielt. Er verzeichnet sogar einen Eintrag im Guiness-Buch der Rekorde als der meist gereiste Musiker, gemessen nach zurückgelegten Meilen. Steve sei mit einem Propheten vergleichbar, der möglichst viele Städte abklappern und Einheimische mit seiner Musik begeistern möchte.

Stimmverlust durch Überanstrengung

In einer Szene in I'll Sleep When I'm Dead begleitet die Kamera Steve zu einem Arztbesuch. Dabei ist er für die Kommunikation auf sein Smartphone angewiesen, da zwei Wochen zuvor Zysten an seinen Stimmbändern festgestellt wurden, die entfernt werden mussten. Die Zysten stammen von dem vielen Schreien während seiner Auftritte. Als Steve die Praxis verlässt, trägt ihm der Arzt auf, drei weitere Wochen auf jegliche Stimmübungen zu verzichten. Kurz darauf folgt eine Szene, in der sich Steve bei einem Auftritt die Kehle aus dem Hals schreit - kein Wunder also, wenn Steves Stimmbänder zu streiken beginnen.

Resumee

Steve Aoki posiert für ein Fotoshooting und springt zwischen Neonröhren in die Luft
Bild: Caesar Sebastian/Netflix

Wenn man an Steve Aoki denkt, kommt einem sofort der Typ mit den langen Haaren in den Sinn, der auf der Bühne total durchdreht. Die Dokumentation I'll Sleep When I'm Dead bietet Zuschauer*innen aus aller Welt die Möglichkeit, die faszinierende Lebensgeschichte von Steve Aoki zu erfahren -Gänsehaut-Moment vorprogrammiert. In der ersten Hälfte des Dokumentarfilms wird Steves Beziehung zu seinem Vater Rocky thematisiert, der seine Karriere als DJ nicht unterstützte. Trotzdem scheint Steve bei allem, was er tut, zu ihm aufzuschauen. Abgesehen von der emotionalen Reise, auf die Zuschauer*innen bei Steve Aoki: I'll Sleep When I'm Dead mitgenommen werden, ist die Kameraarbeit und der Schnitt der Dokumentation brillant. Sie vermitteln Zuschauer*innen das Gefühl, hautnah dabei zu sein, wenn Steve Aoki spektakuläre Bühnenshows abliefert.

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Ursprünglich veröffentlicht am 30. August 2023 aktualisiert am 30. August 2023

Fokusthema: Bo Burnham: Inside – Eine dokumentarische Musikkomödie für unsere verwirrte Zeit

Originally published on August 30, 2023, updated on August 30, 2023

Fokusthema: Bo Burnham: Inside – Eine dokumentarische Musikkomödie für unsere verwirrte Zeit

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