Cold Jay Turner: Debütsingle „Nighttime“ verspricht Gänsehaut-Momente
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Der 6. Juni 2023 markiert ein besonderes Datum für Hamburg. Zum einen wird der Sommer verfrüht mit traumhaften Temperaturen eingeleitet, welche die Hansestadt dahinschmelzen lassen. Zum anderen gibt es einen besonderen Besuch. Hollywood-Star und passionierter Musiker Jack Black beehrt mit seinem Partner in Musical Crime Kyle Gass erneut die Stadt. Die beiden spielten als Tenacious D live im Rahmen der Spicy Meatball-Tour. Die Alsterdorfer Sporthalle wurde als Veranstaltungsstätte auserkoren, was vorweg für einige Probleme sorgt, dazu aber später mehr.
Im Handgepäck von Tenacious D befindet sich der Solokünstler Steel Beans, welcher als Vorband auftritt, beziehungsweise als Vor-Ein-Mann-Band. Hamburg durfte sich neben Berlin als einzige Konzertstätte innerhalb von Deutschland glücklich schätzen, ein Konzert von Black und Gass stattfinden zu lassen. Denn Tenacious D sind berüchtigt dafür, ihre Auftritte hierzulande rar zu säen. Hauptsächlich treten sie bei den großen Festivals, wie etwa kurz vor dem Gig in Hamburg beim Rock Am Ring Festival vor abertausenden Rock´n´Roll Fans auf. Konnte das Konzert die volle Halle zum Beben bringen? Oder verpufften Jack Black und Kyle Gass wie die ohnehin heiße Luft am Juni-Anfang?
Zunächst muss einfach gesagt werden, dass die Alsterdorfer Sporthalle eine problematische Veranstaltungsstätte ist. Für pilgernde Konzertgänger*innen artet sie oftmals zum Höllentrip aus. Angefangen bei den exorbitanten Speise- und Getränke-Preisen, welche sich jenseits von gut und böse befinden. Drei Euro als Becherpfand sind nichts Minderes als dreist. Das übersteigt sogar die Preise in Hamburgs größter Konzerthalle, der Barclays Arena. Hinzu kommt der Fakt, dass es in der eigentlichen Spielhalle, welche sich im Untergeschoss befindet, keine einzige Möglichkeit gibt, um Müll zu entsorgen. Hier muss sich durch eng aneinandergepresste Menschenmassen durchgekämpft werden, um jeglichen Ballast abzuwerfen.
Letztendlich – und dies ist der wichtigste und substanzielle Kritikpunkt – klingt der Sound nach einer völligen Katastrophe! Dünn, blechern und schlichtweg leise röchelt der Klang durch die Anlagen. Das darf für großnamige Performer nicht der Fall sein, da Livemusik von einem klaren Sound definiert wird und daran gemessen steht oder fällt. Insbesondere im Anbetracht der Umstände, dass wie hier im Fall Tenacious D, die Ticketpreise samt Gebühren bei 70 Euro liegen, was bei der miserablen Soundqualität für gravierende Schmerzen emotional und finanziell sorgt.
Der Sommer macht sich anno 2023 nach einem durchwachsenen Frühling früh im sechsten Monat bemerkbar, was sich drastisch auf die Sporthalle Hamburg auswirkt. Allen voran, da sie bis zum Rand mit Menschen gefüllt ist. Das Konzert startet erstaunlich pünktlich um 20 Uhr mit dem Erscheinen eines einzelnen Mannes auf der großen Bühne, der mit einer Gitarre in der Hand am Drum Kit Platz nahm. Dieser Mann nennt sich Steel Beans. Doch eigentlich heißt er Jeremy DeBardi und stammt von der nordöstlichen Küste der USA, circa 30 Minuten nördlich der Musikmetropole Seattle. Auf der Bühne erscheint er im hautengen Einteiler, der – ebenso wie sein Gesicht – silbern lackiert wurde und bestreitet im völligen Alleingang das Eröffnungsset. Ein seltener und vor allem kurioser Anblick, denn kaum treten Personen in der Welt des Rock ohne Bandbegleitung live auf.
Obwohl es im Regelfall beachtlich ist, wenn sämtliche Musik nur von einer Person ausgeht, hinterließ Steel Beans einen faden Nachgeschmack. Erstens mangelt es ihm am natürlichen Charisma und er erreicht zu keiner Zeit das komödiantische Kaliber von Tenacious D, um sich mit den Comedy-Giganten messen zu können. Zweitens, was sicherlich auch am grottenschlechten Sound der Alsterdorfer Sporthalle liegt, kamen keine Emotionen per Musikübertragung am anderen Ende an. Beispielsweise grenzte die Cover-Version eines der besten David Bowie-Stücke, `Moonage Daydream`, an eine Leichenschändung. Viele Leute verließen vorzeitig die Halle, um an der frischen Luft zur Ruhe zu kommen von der akustischen Tortur. Glücklicherweise war Steel Beans´ Musikspuk schon nach einer guten halben Stunde vorbei.
Kurz nach 21 Uhr kam – nach einer gefühlten Ewigkeit des schweißgetränkten Wartens, welches am Ende nur eine halbe Stunde währte – bei sengender Abendhitze der langersehnte Headliner auf die Bühne. Wenn die Zugabe mitgerechnet wird, dann spielte Tenacious D live für rund 90 Minuten. Kyle Gass und Jack Black (letzterer konnte mit Filmen wie High Fidelity zu internationaler Berühmtheit aufsteigen) sind der musikalische wie komödiantische Kern der Band. Tenacious D demonstrieren ihre Finesse mit ihren Akustikgitarren spielerisch. Als Verstärkung holten sie sich ein paar Session-Musiker heran. Einen Live-Drummer, einen Live-Bassisten sowie einen Live-E-Gitarristen.
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Quasi wie eine Musikvariante von `Laurel & Hardy´, im deutschsprachigen Raum besser bekannt als `Dick & Doof`, scherzen und spielen sich Tenacious D direkt in die Herzen der lechzenden Menge. Gelegentlich kommt der Clown aus Kyle Gass heraus, wie das obligatorische Blankziehen seines Allerwertesten. Dennoch dominiert der geborene Entertainer Jack Black für eineinhalb Stunden die Sporthalle Hamburg. Direkt zu Beginn ihres Sets fragt Black in das Publikum hinein, was denn `hot` auf Deutsch heißen würde, die brütende Hitze ließ niemanden unangetastet.
Trotz enormer Probleme mit dem generellen Sound, für den die Sporthalle berühmt-berüchtigt ist, macht Tenacious D diese fehlende, integrale Komponente mit einer brennenden Freude am Spiel wieder wett. Auch die gelungene Show rechtfertigt die ziemlich hohen Ticketpreise fast schon wieder. Zudem werden so gut wie alle beliebten Tenacious D Hits angestimmt. Songs wie `Kickapoo` direkt am Anfang oder `Tribute` als fünftes Lied, sodass Fan-Service im gesunden Rahmen betrieben wurde. Von der ersten bis zur letzten Note singt die durch die Bank hinweg gefüllte Sporthalle jeglichen Song aus inbrünstiger Kehle mit.
Die rund 6.500 Fans sind allesamt in der kräftigen Hand von Frontmann Jack Black, der einen zündenden Witz nach dem anderen reißt und eine Stimmbeherrschung darbietet, die schlichtweg überragend ist. Ebenso gibt es visuelle Gags en masse. Zu `The Metal` stampft ein wortwörtlicher Metallmensch über die Bühne, zu `Tribute` erhebt sich ein aufblasbarer Riesenteufel und der Live-Dauerbrenner, der beinhaltet, dass die Pyrotechnik ihrem eigenen Willen nachgeht, darf natürlich nicht fehlen.
Die Zeit verfliegt wie im Flug bei dem humorbespickten Set der beiden sympathischen Amis, die Komik famos mit spielerischer Raffinesse kombinieren und lässt die atemberaubende stickige Luft vergessen. Zu Ehren der einzelnen Musiker wird ein minutenlanges, stampfendes Medley angestimmt, bei dem jeder einzelne bei seiner Vorstellung ein kleines Solo vorspielt. Tenacious D gehen gar so weit, dass die Bühnenscheinwerfer ihr eigenes Solo serviert bekommen. Lichtsoli werden viel zu wenig angeboten und zur Schau gestellt!
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Einem mickrigen und unbedeutendem Vor-Act zum Trotz, ebenso wie der garstige Sound, dem die Sporthalle immer wieder aufs Neue auf einem Silbertablett serviert, überzeugen Tenacious D live. Ihre Kombination aus ehrlichem und stellenweise gefühlvollem Rock, gepaart mit einer sich nicht ernst zu nehmenden Komik hinterlässt eine positive Resonanz bei der empfangenden Audienz. Hamburg kann sich neben Berlin wahrlich glücklich schätzen, diese Rock´n´Roll Größenordnung für ein reguläres Konzert beherbergen zu können. So etwas findet viel zu selten statt und ist ein wahres Fest für die Sinne und die Seele. Long live the mighty D!
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Ursprünglich veröffentlicht am 17. Juli 2023 aktualisiert am 17. Juli 2023
Fokusthema: Klub Katarakt – Festival für experimentelle Musik
Originally published on Juli 17, 2023, updated on Juli 17, 2023
Fokusthema: Klub Katarakt – Festival für experimentelle Musik