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Seit nunmehr 40 Jahren existiert die US-amerikanische Rock-/Metal-Band The Melvins. Gegründet wurden sie 1983 in Montesano, Washington von Roger „Buzz“ Osborne. Er stellt das einzige aktive Gründungsmitglied der Band dar, während Drummer Dale Crover erst ein Jahr nach der Gründung dazustieß. Das aktuelle Triumvirat wird durch Steven McDonald am Bass vollendet, welcher seit 2015 bei den Melvins mitwirkt.
Der Band-Name rührt von einem ehemaligen Mitarbeiter desselben Vornamens, mit dem Osborne in seiner Jugend in derselben Arbeitsstelle arbeitete (Thriftway Montesano). Laut den Erzählungen von Osborne, welcher auch „King Buzzo“ genannt wird, war dieser Melvin der meistgehasste Kollege. Dementsprechend ein passender Namensgeber der Band, welche sich absurden Geschichten und Humor widmet. The Melvins gelten als große Einflüsse der Sludge und Doom Metal Genres, wobei die Band von Album zu Album mit verschiedensten Genres spielt und diese inkorporiert. Die Diskografie ist anno 2023 stolze 31 Studioalben reich. Anlässlich des runden Bandjubiläums begeben sich die Melvins auf eine weltweite Tour.
Am 10.06.2023 beehrten die legendären Melvins den Grünspan in Hamburg. Dieser wurde aufgrund der hohen Ticketnachfrage als Alternativ-Veranstaltungsstätte ausgewählt. Ursprünglich sollte das kleine, aber feine Knust herhalten, welches der schieren Menge von kaufwütigen Fans jedoch nicht standhalten konnte. Die ursprünglich angedachte Vorband Taipei Houston bekam gar nicht die Chance, auf der Bühne zu spielen. Die Melvins bewältigten das Konzert im Alleingang, denn die Konzertstätte wurde ab 22 Uhr für eine interne Veranstaltung benötigt. Der Auftritt wurde dementsprechend auf kurz nach 19 Uhr geschoben und dauerte circa eineinhalb Stunden.
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Das Jubiläumskonzert verwandelte sich in eine schweißdurchtränkte Zerreißprobe, denn der ausverkaufte Grünspan entpuppte sich als gefühlter Schmelzofen. Binnen kürzester Zeit kroch der Geruch von hunderten transpirierenden Menschen in jegliche Geruchspore. Mehrere Leute verabschiedeten sich verfrüht vom Geschehen, da sie den Sauna-artigen Zuständen nicht länger standhalten konnten. Für den tapferen Rest wurde eine energetische Show dargeboten, die durch die vier Dekaden lange Diskografie der Melvins führte und die letzten Kraftreserven des Publikums mobilisierte.
Der Kopf der Band besitzt mit seiner über die Jahre angegrauten, lockigen Afro-Haarpracht bereits ein einprägsames äußerliches Erkennungsmerkmal. Für das Hamburger Konzert warf der bekennende Filmfan sich zusätzlich in Schale und trug einen schwarzen Einteiler, welcher mit einer Skelett-Stickerei samt neon-leuchtendem Herz versehen war. Drummer Dale Crover gab sich minimalistisch in schwarz gehüllt plus zwei schwarzen Make-Up Strichen unter den Augen, welche ihm das Aussehen eines zornigen American Football Spielers verliehen. Die Rolle des maßgeblichen Entertainers übernahm Bassist McDonald, der sich in einem prachtvollen roten quasi-Yogi Outfit schälte und über die ganze Setlist wild gestikulierend und Grimassen schneidend über die Bühne hüpfte.
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Melvins-Gründer Osborne leidet bekannterweise unter starken, sozialphobischen Angstzuständen und interagiert dadurch selten bis gar nicht mit der Crowd. Tatsächlich spielte er in seiner Jugend im Jahr 1986 als Bassist mit niemand Geringerem als Kurt Cobain in seiner ersten Band Fecal Matter, bevor der hochsensible Cobain unsterbliche Erfolge mit Nirvana feierte. Am Tag des Hamburger Gigs schien King Buzzo jedoch besser gelaunt zu sein, da er des öfteren direkt ins Publikum schaute und nur vereinzelt mit dem Rücken der Menge zugewandt stand.
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Zusammen mit der Zugabe gaben The Melvins knackige 15 Songs zum Besten, wobei Klassiker wie “Honey Bucket” oder “Night Goat” vom ikonischen “Houdini”-Album von 1993 nicht fehlen durften. Bei ersterem Track eruptierte das Publikum und bescherte der Band einen heftigen Moshpit, bei dem der Schweiß nur so durch die Luft schoss. Auch eine Huldigung an eine der großartigsten Bands aller Zeiten – die Beatles – fand in Form eines Sludge-Covers von “I Wanna Hold Your Hand” seinen Raum. Als Zugabe gab es einen weiteren Klassiker: “Boris” vom 1991er Album “Bullhead”, nachdem sich die kultige japanische Band benannte. Kurz vor der Zugabe kam Dale Crover nach vorne und bedankte sich für den über Jahre anhaltenden Support der treuen Fangemeinschaft. Sogar Buzz Osborne persönlich, nachdem seine Kollegen die Bühne verlassen hatten und er solo die finalen Minuten des Konzertes absolvierte, gab ein zurückhaltendes “Dankeschön” von sich – eine Rarität für die Melvins!
Zum Ende sei erwähnt, dass The Melvins zu den ganz großen Spielern im Sludge- und Hardcore-Zirkus gehören, ohne die einige Subgenres niemals die Evolution und letztendliche Reichweite generieren hätten können. Kurt Cobain setzte sich zu seinen Lebzeiten energisch dafür ein, dass sein Kumpel King Buzzo mit seiner Band einen Plattenvertrag bekommen würde. Unter den ganz großen Persönlichkeiten dieser Musikszene findet eine regelrechte rituelle Verehrung der Melvins statt. Buzz Osborne ist zum Beispiel eines der Gründungsmitglieder der Avantgarde-Superband Fantomas. Dieser gehört niemand Geringeres als Mike Patton an, der legendäre Frontmann von Faith No More, dessen Stimmreichweite der eines Opernsängers nahekommt.
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Ursprünglich veröffentlicht am 6. Oktober 2023 aktualisiert am 6. Oktober 2023
Fokusthema: Klub Katarakt – Festival für experimentelle Musik
Originally published on Oktober 6, 2023, updated on Oktober 6, 2023
Fokusthema: Klub Katarakt – Festival für experimentelle Musik