Cold Jay Turner: Debütsingle „Nighttime“ verspricht Gänsehaut-Momente
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Die Mannen um Blackie Lawless feierten im Jahr 2022 ihr 40-jähriges Bestehen als Band W.A.S.P. Aufgrund der wütenden Corona-Pandemie musste die eigentlich angedachte Tour in das Jahr 2023 verlegt werden. Nun war es endlich soweit und Blackie Lawless und Co. konnten außerhalb des nordamerikanischen Kontinents ihre vier Dekaden anhaltende Existenz zelebrieren. Diese Band ist eine der zahlreichen Gruppierungen, welche trotz ihres immensen Einflusses auf das Heavy Metal/Hard Rock Genre nie den bahnbrechenden Erfolg wie andere einheimsen konnten.
Der Gitarrist und Frontmann von W.A.S.P. kündigte bereits im Vorfeld an, dass die Shows eine Rückkehr zu alten, schockierenden Live-Auftritten darstellen sollen und man einiges an Feuer und Blut zu Gesicht bekommen solle. Wurde dieses Versprechen eingehalten und kann W.A.S.P abseits von Gimmicks mit Musikalität und einer einprägsamen Performance punkten? Unser Redakteur Hannes war live vor Ort im Aladin in Bremen. Er gibt in folgenden Berichten Antworten auf diese Fragen und interessante Hintergrundfakten.
Die erste große Überraschung des Abends lieferte das Fehlen der ebenfalls aus den USA eingereisten Images Of Eden, die als Vorband für die Tour fungieren sollten. Noch am selben Tag waren sie anwesend, doch reisten unvermittelt im Laufe des Tages ab. W.A.S.P. haben einen Ruf, dass sie nicht die einfachsten, beziehungsweise freundlichsten Herrschaften hinter den Kulissen seien. Wem Blackie persönlich und menschlich nicht gefällt, wird rasch angefeindet und im schlimmsten Fall rausgeekelt. Dieser Trend zeichnet sich seit Bandgründung 1982 ab und hat auch anno 2023 anscheinend nicht abgelassen.
In gewisser Weise steht dieses Verhalten im Geiste des echten Rock'n'Roll, indem eine rotzige Attitüde und Kompromisslosigkeit Vorrang haben. Dementsprechend fing das Konzert nicht wie geplant um 19 Uhr an. Es verzögerte sich stolz um eine Stunde und 45 Minuten. Das Aladin war bis zum Bersten gefüllt und die hungrige Meute konnte es kaum erwarten, die legendären Rüpel von W.A.S.P. live erleben zu dürfen. Als diese nach einiger Zeit endlich die Bühne betraten, gab es für rund 80 Minuten (Zugabe inklusive) Heavy Metal Hymnen der feinsten Sorte.
Von der feindseligen Stimmung hinter dem Geschehen auf der Bühne ist von der ersten Sekunde an gar nichts zu merken. Blackie Lawless, unterstützt von seinen langjährigen Kollegen Mike Duda am Bass, Doug Blair an der Leadgitarre und dem seit 2017 agierenden Live-Schlagzeuger Aquiles Priester, fackelt nicht lange und lässt das Inferno herabregnen. Doug Blair ist der Erfinder des sogenannten GuitarCross, was fünf Gitarrensaiten und drei Bass Saiten aufgespannt hat, die über zwei verschiedene Verstärker laufen. Die Aufmachung der Bühne erinnert an eine Zirkusgarnierung, in welcher auf mehreren Bannern alte Hits von W.A.S.P. bestickt zu sehen sind.
Gleich zu Beginn eröffnet die Band das Feuer und liefert ein Medley aus Klassikern der W.A.S.P. Diskografie, zu denen der ikonische Song "On Your Knees" den Start bildet. Die Texte von Blackie Lawless handelten seit der Gründung von ausschweifenden Feiern mit einer gehörigen Portion sexueller Devianz. Im späteren Verlauf der Karriere wurde ein größerer Fokus auf gesellschaftliche Themen gelegt. In der jüngsten Band-Phase wiederum ziehle man auf christliche Thematiken. Steven Edward Duren ist der bürgerliche Name des legendären Sängers, der im Laufe seines Lebens zum Christentum konvertierte, doch von guten christlichen Gebärden fehlt bei der Jubiläumsshow jegliche Spur.
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Selbst der Name der Band sorgte von Anfang an für Furore, so wurde nämlich vermutet, dass hinter dem Kürzel W.A.S.P. nichts Geringeres als "We Are Sexual Predators", also "Wir sind sexuelle Raubtiere" stehen könnte. Diese Deutung des Bandnamens deckt sich mit den anfänglichen lyrischen Themen. Doch eine eindeutige Lösung des Rätsels konnte nie dargebracht werden. Die Kontroverse bezüglich des Namens ist eine Parallele zu KISS, denen nachgesagt wurde, dass dies eine Abkürzung für "Knights In Satan's Service" (Ritter im Dienste Satans) sei.
Als Lawless zur Klärung befragt wurde, meinte dieser nur trocken "We Ain't Sure, Pal", was eine köstliche Antwort gegenüber einem solch kontroversen Thema ist und die Debatte sofort im Keim erstickt. Von sexueller Abartigkeit sind bei der Show in Bremen wenig Zeichen zu erkennen. Einzig die an sämtlichen Winkeln angebrachten Ketten lassen etwaige Assoziationen zu. Mike Duda schlägt immerzu gegen diese Ketten, welche ihm manchmal gegen den Hinterkopf schmettern, während Blackie Lawless sich lässig an seinen maßgefertigten Mikrofonständer hängt, ähnlich wie ein Motorradclub-Mitglied.
Rund 80 Minuten beehren W.A.S.P. den Bremer Fans mit Banger nach Banger aus der frühen kreativen Schaffenszeit. Zusätzlich zu dem vierzigjährigen Jubiläum feiert auch eines der ikonischsten Alben ihrer gesamten Diskografie, “The Crimson Idol” 30 Jahre langes Bestehen. Dementsprechend werden Songs wie “Chainsaw Charlie” freudig dargeboten. Doch apropos Bremer Fans: Es kann nicht darum herumgekommen werden zu erwähnen, dass die generelle Stimmung unter den Fans ziemlich unterkühlt war, gar unfreundlich und unnötig konfrontativ.
Einige Typen stellten sich wie Platzhirsche auf und weigerten sich partout, kleinere Menschen, die lediglich eine bessere Sicht auf die Bühne erhaschen wollten, vorbeizulassen. Frauen, die sich aggressiv angingen, waren ebenfalls zu sehen. Bremen hat, insbesondere innerhalb der alternativen Musikszene, seit Jahrzehnten den Ruf, besonders schwierige Menschen hervorzubringen. Doch zurück zu W.A.S.P.: Nach etwas mehr als einer Stunde verließ die Band die Bühne, um die Fans fast zehn Minuten auf eine Zugabe warten zu lassen. Davor gab es nur sporadische Ansagen und kurze Lobgesänge auf die loyalen Fans. Ohne diese wäre eine langjährige Karriere im Musikgeschäft nicht möglich.
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Zum Abschluss gaben Blackie und Co. noch einen Encore aus drei Songs bestehend. Der erste Song ist ein verrufener Hit vom Debütalbum, “Animal (Fuck Like A Beast)”, dem der Kopf von W.A.S.P. für lange Zeit abgeschworen hat, da er mittlerweile als strenggläubiger Christ sein Leben fristet. Für das Bandjubiläum machte er eine Ausnahme und spielte den Song 2022 zum ersten Mal wieder vor Publikum. Auch in Bremen wurde er gespielt, nur dass das anwesende Publikum den anstößigen Teil anstelle von Blackie Lawless singen musste. Danach folgte ein Cover von The Who, “The Real Me” und als Finale der W.A.S.P. Evergreen “I Wanna Be Somebody”.
Von der Songauswahl her taugte das Konzert allemal. Allerdings gab es weder Feuer noch Blut, so wie es Mr. Lawless tollkühn im Vorfeld versprach. Doch warum benötigt es theatralische Gimmicks, wenn die Musik Klartext genug spricht? Kaum eine andere Band mit einer ähnlich langen Karriere hat es geschafft, Heavy Metal und Hard Rock derart geschmeidig und souverän miteinander zu vereinen. Ein Hoch auf die langlebige Laufbahn von W.A.S.P. und für alle Hits, die zeitlos sind und ein ungeheures Lebensgefühl versprühen.
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Hast du Lust auf weitere packende Berichte über diverse Live-Shows? Dann schau doch mal in unserem Magazin vorbei. Hier warten mehrere Berichte, wie zum Beispiel der Auftritt von Placebo im Oktober 2022. Aber das ist längst nicht alles, was das Magazin hergibt. Hier tummeln sich einige Einträge zu den unterschiedlichsten Themen aus der Welt der Musik. Ob Features zu faszinierenden Musikschaffenden, egal ob Solo oder als Band-Kollektiv, über wissenswerte Artikel, beispielsweise zu Coaching oder Musikinstrumenten. Hier geht einiges, da wir alle für die Musik brennen. Also rein ins Vergnügen und genieße die wundervolle Welt von mukken – weil Musik zusammenbringt.
Ursprünglich veröffentlicht am 11. Juli 2023 aktualisiert am 13. Juli 2023
Originally published on Juli 11, 2023, updated on Juli 13, 2023